Die Schweden OFDRYKKJA sind eine Band, die von den Härten des Lebens geleitet wird. Drogenprobleme, damit verbundene psychiatrische Ausfälle im Delirium, Borderline-Störungen, Arbeitslosigkeit und Armut sind die Basis, auf der die Musik OFDRYKKJAs entsteht und erstmals mit „A Life Worth Losing“ veröffentlicht wird.
Und OFDRYKKJA liefern harten Stoff ab, ungehobelte und aufgrund der schwierigen Aufnahmeverhältnisse mit Bandmitgliedern in Psychiatrie und Knast im Sound recht unterschiedliche schwer depressive Lieder, denen mit aller Gewalt das Label „Depressive Suicidal Black Metal“ aufgepresst wird, wobei hier nichts Black Metal ist, sieht man von der kurzen Eruption zu Beginn von „Under My Influence“ ab, die dann aber im durchgehend dominierenden Midtempo gemeinsam mit den Gitarren verhallt.
Nein, „A Life Worth Losing“ ist ein verzweifelter Hilferuf und nicht ein inszenierter Flirt mit Selbstmordtendenzen, wie ihn andere weit bekanntere Bands abliefern. Die Band spricht in Interviews ganz offen über ihre Probleme wie die Allgegenwart von Drogentoten in ihrem Umfeld, ihre eigene Abhängigkeiten, aber auch von dem Ziel, mit der Musik eine Zustandsbeschreibung abzuliefern, um vielleicht Hilfe zu erhalten und verklärt definitiv nicht den Suizid all glorreiches Ziel.
Bei OFDRYKKJA zählt einmal mehr das übertragene Gefühl des Gesamtkunstwerks und nicht technisches Können. Denn die schonungslose Selbstdarstellung gelingt OFDRYKKJA auf beeindruckende Weise mit überwiegend von langsamen kratzenden Gitarren getragenen Liedern, der kompletten Abwesenheit von musikalischer und klanglicher Perfektion, gelegentlich schlecht gestimmten Saiteninstrumenten und einem großen Anteil an ruhigem Sprechgesang, wobei Sänger Pessimisten zuvor bei APATI unter dem Pseudonym C8H13N – der Strukturformel für Amphetamine – tätig war, die er nach dem Drogentod eines Bandmitglieds allerdings verließ. Musik von Fertigen für Fertige, aber in hohem Maße berührend.
FAZIT: OFDRYKKJAs „A Life Worth Losing“ ist ein Trip, eine langsame Selbstzerstörung und so ergreifend wie verstörend zugleich. Man kann nur wünschen, dass die Bandmitglieder ihr Leben ein wenig in den Griff bekommen, ein weiteres Album in dieser Besetzung scheint zumindest unter den jetzigen Lebensumständen schwer vorstellbar.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.11.2014
Pessimisten
Drabbad, Arkomann
The Associate, Brödeln
Avantgarde Records
55:03
02.04.2014