Mal wieder Zeit in puncto OPETH etwas ruhiger zu treten, wo wir den Schweden ja mit ihrem außergewöhnlichen, auch mich begeisternden Album „Heritage“ bereits <a href=" http://www.musikreviews.de/artikel/Opeth-Heritage-Massen-Review-25/ " rel="nofollow">eine geballte Massenreview</a> widmeten!
„Ruhiger“ passt genau, denn im Falle von „Pale Communion“ verbirgt sich dahinter sogar im doppelten Sinne eine symbolhafte Bedeutung.
Welch Glück also für mich, dass ich als einer, der seinen Senf zu OPETH bisher selbst beim Massenreview nicht dazugegeben hat, endlich ganz allein das heute erscheinende „Pale Communion“-Album besprechen darf. Denn es ist ein Meisterwerk progressiver Rockmusik ohne irgendwelches Geheule oder bretthartes Gehämmer.
Ich persönlich mochte das an OPETH nämlich noch nie.
Dafür dürfen wir auf ihrem 2014er Werk orientalische Momente, breitflächige Streicher-Arrangements, Orchestrales, viel Melancholisches, etwas Härteres und wundervoll Atmosphärisches genießen. Und wir begeben uns mitten hinein in das progressive Zeitalter der 70er Jahre, welches in der Historie des Prog-Rocks das schönste überhaupt war!
„Die beste Art für mich, Songs zu schreiben, ist einfach Zeug zu schreiben, das ich selbst hören möchte.“, sagt MIKAEL ÅKERFELDT, der kreative Kopf hinter OPETH. Und er zeigt uns tatsächlich mit jedem Ton, welche Musik er liebt - gänzlich die gleiche wie beispielsweise auch der Kritiker, welcher diese Zeilen verfasst.
Progressiver Rock der 70er Jahre, der sich zart tänzelnd zwischen Italo-Prog und symphonischen Art-Rock, aber auch Hard-Rock bewegt. Oder als würden sich CAMEL, LED ZEPPELIN, LE ORME, WISHBONE ASH, BANCO und GENESIS ein Stelldichein geben, um endlich das gemeinsame Album aufzunehmen, von dem ihre Fans schon seit über 40 Jahren träumen.
OPETH setzen mit „Pale Communion“ genau die musikalische Glanzrichtung progressiven 70er-Jahre-Freigeists fort, welchen sie bereits schwer beeindruckend und vor drei Jahren völlig überraschend auf „Heritage“ eingeschlagen hatten!
Doch nun gehen sie eben noch konsequenter dabei vor, statt sich noch wie auf „Heritage“ etwas unsicher zwischen die progressiven und die Metal-Stühle zu setzen. Die Zeit für ihre früheren Fans, den das Headbangen besonders wichtig war, ist offensichtlich vorbei.
Trotzdem heulen und weinen die E-Gitarren auf „Cusp Of Eternity“ wieder, dass es eine wahre Freude ist. Doch diese „Schwelle zur Ewigkeit“ ist zugleich auch die rockigste Nummer des gesamten Albums. Hard-Rock ist das, kein (Death-)Metal. Der ist genauso tot auf dem Album der Schweden wie seine Bezeichnung.
Wer die frühen Death-Metal-OPETH mochte, der wird vielleicht seinen Frust über „Pale Communion“ in seinen CD-Slot oder auf den Plattenteller kotzen, wer aber die konsequente Entwicklung der Schweden hin zum Nur-Progressive-Rock neugierig verfolgte, dessen Begeisterung kennt garantiert keine Grenzen mehr.
Ein Album, das würdig und erhaben sogar STEVEN WILSONS „The Raven That Refused To Sing“ vom bis dato unerreichbaren Sockel stößt.
FAZIT: Da meine Begeisterung für dieses progressive Rockalbum allererster Güteklasse, das zum Glück ohne jegliche Growls oder brutale Metallismen daherkommt, mit jedem Hördurchgang noch etwas mehr wird, habe ich mir nach dieser Kritik gleich die noble Luxusausgabe mit drei LPs, CD, Blu Ray (mit 5.1 Audio Mix) und jeder Menge Boni bestellt. Dieses Album ist es wirklich wert - weil es eben wertvoll, aber garantiert nicht zu teuer ist!
Punkte: 15/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.08.2014
Martin Mendez
Mikael Åkerfeldt
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Roadrunner / Warner
55:48
22.08.2014