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Paint Me Picasso: Bygones

Stil: Alternative Rock als poppige Alternative

Cover: Paint Me Picasso: Bygones

Natürlich kommt es schon beinahe einer Form von Gotteslästerung gleich, wenn sich eine deutsche Band mit dem Namen eines Malers schmückt, der fast überirdische Anerkennung genießt. Auch sind die Tätowierungen, die einer der vier Musiker auf dem Pressefoto offen samt der Mitteilung, dass er „sich niemals ändern“ wird, offen zur Schau trägt, garantiert keine Picasso-Kunstwerke. Noch unverfrorener aber wäre es wohl gewesen, wenn sich die Jungs als Musiker statt PAINT ME PICASSO gleich Play Me Mozart oder Roll Over Beethoven genannt hätten, denn ihre Musik ist und bleibt Mainstream. Guter alternativ rockender Mainstream, aber nicht mehr! Keine große Entdeckung genauso wenig wie ein großer Reinfall. Oder um es in den eigenen Worten der von Picasso geküssten Musiker auszudrücken: „A rock band that plays pop music and a pop band that plays rock music.“ Vielleicht sollten sich PAINT ME PICASSO einfach etwas genauer festlegen, um dies mit Haut und Haaren anzugehen, statt sich zwischen die Musik-Stühle zu setzen, die in diesem Fall „Bygones“ heißen.

Spannend beginnt „Bygones“ mit einem „Intro“, das an „No Pussyfooting“-Zeiten erinnert, während der noch ein BRIAN ENO und ein ROBERT FRIPP mit Ambientklängen experimentierten, die durchaus süchtig machen konnten. Doch leider dauert dieses „Intro“ nur 48 Sekunden und dann darf auf „Masquerade“ losgerockt werden. Und diese rockige Maske wird bis zum Ende des Albums nicht fallen gelassen. Zwar wechselt sie manchmal etwas die Farbe oder Form, aber das wahre Gesicht dahinter bekommen wir nicht zu sehen. Dafür dürfen wir aber laufend schmissige Gitarren hören, austauschbaren solistischen und Satz-Gesang lauschen, der irgendwie auch was von einer Boy-Group hat, flotte, treibende, aber nicht sonderlich komplexe Schlagzeugtempi erleben sowie kleinen Elektronik-Experimenten folgen, die mitunter die reizvollste Beigabe auf „Bygones“ sind. Überflüssiges Beiwerk dagegen sind die Texte, die Klischeeschwanger ihre Botschaften verbreiten, die so schon hundertfach auf vielen Pop-Alben zu hören sind. Sogar die Themen Umweltzerstörung in „Rain“ oder Gotteslästerung auf „Shoot Yourself“ wirken in ihrem Kontext recht fade. Also in puncto Texten ist dieses Album Pop, eindeutig – musikalisch geht die Tendenz deutlich stärker in Richtung Rock mit einer gehörigen Portion Bombast versetzt. Natürlich darf auch die obligatorische akustische Ballade nicht fehlen, die in diesem Falle „I Am Yours“ heißt und mit so bedeutungsschwangeren Zeilen wie: „With all the hurt that you bring / It makes me sing / I am yours.“, aufwartet, die gleich mal wieder einen Fünfer für das Phrasen-Schwein einbringen müssten.

Ach übrigens: Wenn man die CD in den Player seines Computers schiebt und dieser den Silberling mithilfe von iTunes einliest, dann wurde dort zumindest eine eindeutige Entscheidung getroffen, nämlich Genre = Rock! Wer will da was Anderes behaupten? Computer irren nie, ganz im Gegensatz zu deutschen Bands, die sich sogar bei der Wahl ihres Namens in der Kunstrichtung vergreifen.

FAZIT: Das schönste an dem Album der Hamburger, die nichts mit der „Hamburger Schule“ zu tun haben, sind die schwebenden Klangwände am Anfang und Ende der CD. Dazwischen gibt’s austauschbaren Rock sowie etwas Rhythm'N'Blues und Hardcore zu hören, der an BLUE OCTOBER oder BON JOVI erinnert, aber nie wirklich die Qualität der Vorbilder erreicht.

Punkte: 7/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.03.2014

Tracklist

  1. Intro
  2. Masquerade
  3. Can't Let Go
  4. Just Breathe
  5. Land Of Plenty
  6. The Right Sparkle
  7. New York Streets
  8. Shadows
  9. Interlude
  10. Rain
  11. The Air
  12. Shoot Yourself
  13. I Am Yours (Acoustic)
  14. The Mirror

Besetzung

  • Bass

    René 'PDX' Voss

  • Gesang

    Can Tavukcu

  • Gitarre

    Julian Neumann

  • Schlagzeug

    Steven Balz

Sonstiges

  • Label

    Golden City Music / Alive

  • Spieldauer

    48:35

  • Erscheinungsdatum

    21.02.2014

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