Sohn eines Pfarrers, Preisboxer, Tagelöhner, Tischler, Fallschirmspringer und natürlich Musiker - der Lebenslauf hinter dem Namen PAUL THORN liest sich nicht nur spannend, er ist es auch. Denn hinter allem, was dieser „JOE COCKER from the South“ so durchhat, verbergen sich auch eine Unmenge von Geschichten. Geschichten, die einfach erzählt und natürlich gesungen werden müssen. Authentisch und auf „Too Blessed To Be Stressed“ wirklich auch schön und optimistisch. Diesmal sind es mehr die Sonnenseiten des Lebens, von denen Thorns 2014er Album erzählt, und nicht die Schattenseiten, von denen er verstärkt auf seinem 2010er Album „Pimps And Preachers“ zu singen wusste. „Dieses Mal habe ich zehn Songs geschrieben, in denen es um allgemeine Wahrheiten geht. Und zwar mit einem bestimmten Ziel: Damit sich die Leute gut fühlen.“, sagt Thorne selber dazu.
Und als Sohn eines Pfaffen gehört es sich natürlich, auch ordentlich über den Glauben zu philosophieren und dies gleich im Titel des Albums „Zu gesegnet, um sich gestresst zu fühlen“ anzukündigen. Übrigens eine Antwort die Thorn in einer afro-amerikanischen Kirchengemeinde erhielt, als er deren Mitglieder fragte, wie‘s ihnen so geht. In dem knackigen Blues „Old Stray Dog And Jesus“ erfahren wir dann viel über die Gemeinsamkeit, die sich Jesus mit einem alten streunenden Hund teilt: „The old stray dog and jesus are all the friends I‘ve got.“
Egal, was PAUL THORN auch besingt, er spielt dabei nicht den Ankläger, sondern sucht nach dem Guten, das sich auch manchmal hinter dem Bösen einfach nur versteckt, so wie auf „Mediocrity Is King“, in dem er Konsum-Wahn und blindwütige Promi-Verehrung auf die rockige Schippe samt poppigen Melodien nimmt und zur faszinierenden Erkenntnis kommt: „Everything‘s changed. I can‘t say who‘s to blame. / But I do know one thing. Mediocrity is king.“ So ähnlich hätte wohl auch ein BRUCE HORNSBY den Song vertont.
„Get You A Healing“ ist dann ein Gospel, den man locker in jeder Kirche singen könnte und dem neben viel Groove sogar das rhythmische Klatschen innewohnt. Und diese Kirchentauglichkeit fast aller Thorn-Songs hat auch einen guten Grund: „Mein Vater war Pfarrer und ich bin mit ihm in Kirchen für Weiße und Kirchen für Schwarze gegangen. Die Weißen sangen Gospel, als sei es Countrymusik, und die Schwarzen als sei es Rhythm‘n‘Blues. Deshalb lernte ich, diese Stile zu vermischen.“ Das ganze Album klingt am Ende auch nach einer musikalischen Vereinigung der schwarzen und weißen Kirche zu einer Einheitskirche. Musik verbindet eben, manchmal sogar noch mehr als der Glaube an einen Gott. Schon allein dafür gilt PAUL THORN großer Dank!
FAZIT: Musik zwischen Hymne und Mitklatsch-Song, zwischen Orgel und Steel Guitar mit viel Seele und Geist und natürlich ganz besonders der angenehm rauen Stimme eines Thorn, die sich in den Welten eines Cocker, Springsteen und Hornsby locker etabliert hat.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.10.2014
Ralph Friedrichsen
Paul Thorn
Bill Hinds, Michael Graham, Bob Britt
Michael Graham
Jeffrey Perkins
The McCrary Sisters (Background Vocals)
Blue Rose Records / Soulfood Music
43:09
03.10.2014