Man kann sich glattweg „verlieben“ in diese Promos, die einem ins Kritiker-Haus geflattert kommen, lieblos verpackt in einer roten Papierhülle und mit einem Aufdruck versehen, der wie ein Vogelschiss aussieht. Gut, denkt man dann, hier spart der Künstler eben – und sein komplettes Produkt scheint ihm nicht gestalterisch so wichtig zu sein, dass er es einem Kritiker überlässt. Ihm geht es wohl nur um die Musik – ein bisschen kurz gedacht, oder? Zumindest aus meiner Sicht. Nur das wäre letztendlich wirklich verzeihlich. Doch wenn die Musik hinter diesem Vogelschiss-Package aber tatsächlich wie die ideale Umsetzung dieser Scheiße klingt, dann wird’s doch ziemlich bedenklich. Denn „The Power & The Glory“ von PERC ist dumpfer, stampfender, einfallsloser Techno in Endlosschleifen-Manier.
Auf dem 2. Album von THE PERC wechseln sich wummernde, bis an die Grenzen der Erträglichkeit gehende Bum-Bum-Rhythmen mit seltsamen elektronischen Klangexperimenten ab, die beispielsweise bei „Bleeding Colours“ so klingen, als wäre der Hörer aus Versehen in einem Stahlwerk eingeschlossen worden und die Maschinen hätten sich mit ihrem ganzen Krach verselbstständigt. Natürlich drängt sich bei diesem Vergleich auch das Frühwerk der EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN auf, als die noch mit Sägen und Hämmern und Bohrmaschinen Bleche und Steine malträtiert haben und dies als Musik verkauften. Wem diese seltsame Neubauten-Definition von Musik, die im Grunde genommen nur eine etwas andere Form von unerträglichem Krach war, gefiel, der könnte vielleicht auch Gefallen an PERC finden. Nur dass der den „natürlich erzeugten Neubauten-Krach“ zusätzlich mit Dampfhammer-Techno-Beats versieht und aus der Konserve gebiert.
„Take Your Body Off“ lässt dem Bum-Bum des vorherigen Tracks einfach ein Bim-Bam im gleichen Stakkato-Rhythmus folgen, der dann von Techno-Schreien, die eher nach Kotzen als nach Artikulation klingen, unterbrochen wird, um sich mit dem Gestampfe irgendwann zu vereinen, um sich bis zur Unerträglichkeit auszubreiten. Langsam, aber sicher glaubt man, dass diese „Kraft und Herrlichkeit“ aus einem Irrenhaus kommt, um in einem Irrenhaus seine Erfüllung zu finden.
Techno kann eindeutig mehr sein, als solch experimentelles Musik-Schauspiel, das einem an jedem einzelnen Nervenstrang zerrt, bis dieser endlich zerreißt. In diesem Falle ist das „richtige, vogelschissfreie“ Cover für dieses Album durchaus passend, denn dem Hörer von „The Power & The Glory“ ergeht es genauso wie dem geschundenen Gequälten auf der Plattenhülle.
„The Power & The Glory“ sind nicht etwa ein Ohrenschmaus, sondern klingende Zahnschmerzen in bunten Hüllen verpackt!
FAZIT: Angeblich soll PERC mit seinem Debüt-Album „Wicker & Steel“ 2011 sämtliche Kritiker überzeugt haben. Dann gibt es jetzt schlechte Nachrichten für seinen 2014er „The Power & Glory“-Output. Ein erster Kritiker ist nicht die Bohne von diesem Album überzeugt, da es aus einer wenig überzeugenden Kombination von stumpfsinnigem, sich in unendlichen Wiederholungen präsentierendem Techno und experimentellen Geräuschschnipseln besteht, die schon lange kaum noch wen hinter dem Ofen hervorlocken, selbst nicht zu einer degenerierten Love-Parade, bei der nicht gerade ein paar Leute totgetrampelt werden. Das Spannendste sind die bunt gestalteten Farb-Vinyl-Ausgaben des Albums – da hat man wenigstens was für's Auge, wenn's schon für's Ohr nicht reicht.
Punkte: 3/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.02.2014
Perc, Nik Colk Void, Dan Chandler
Perc
Perc Trax
51:54
17.02.2014