Fast genau ein Jahr nach seinem hörenswerten Solo-Ausflug „Tales From Sheepfather's Grove“ präsentiert sich Johannes Luley mit den PERFECT BEINGS in Höchstform. Das gleichnamige Debüt dieser Deutsch-Amerikanischen-Freundschaft erweist sich als so leichtfüßiger wie schwergewichtiger Ausflug ins breitgefächerte Areal des Prog-/Art-Rocks, der Emotionen und Intelligenz gleichermaßen umschmeichelt.
Leichtfüßig ist die Musik, die nie überladen und doch volltönend klingt, ohne in fade, altbeackerte Schlager-Tristesse abzurutschen. Hier treffen Einflüsse der BEATLES, YES und ein bisschen GENESIS aufeinander, werden um jazzige Momente und weitere musikalische Spielarten ergänzt, um dennoch ein homogenes, autarkes Ganzes zu ergeben.
Mit dem jungen Autoren und Musiker Ryan Hurtgen (aka Rene Breton) haben die PERFECT BEINGS einen exzellenten Frontmann am Mikrophon, dessen geschmeidige Stimme ganz eigenen Charme entwickelt, der sich angenehm von den GABRIEL-, FISH- und ANDERSON-Wiedergängern unterscheidet.
Instrumental agiert die Band mit traumwandlerischer Sicherheit; beherrscht das große Arrangement wie die (kleinere) Solo-Exkursion. Verspielt (nie kindisch) zu klingen und gleichzeitig präzise Ökonomie zu betreiben, gelingt den PERFECT BEINGS nach- und eindrücklich. Ob es lauter zugeht, die Orgel im mächtigen „Awaken“-Modus anschwillt oder mit Bedacht nur die akustische Gitarre gezupft wird, „perfect_beings“ (das Album) ist eine wohlaustarierte Klangreise.
Schwerer präsentiert sich die lyrische Seite. Denn – wie gerade eben RPWL – haben PERFECT BEINGS wenig mit Weltflucht und dem Erzeugen von Fantasy-Welten am Hut. Das Album basiert auf dem dystopischen Roman „TJ and Tosc: A Field Guide for Life After Western Culture“ von Suhail Rafidi (nicht auf Deutsch erschienen), in dem es um Kybernetik, Identität, globale Verbrechen und das Bewahren der Menschlichkeit geht. In seinen ‚transformatorischen‘ Momenten geradezu ein galliger Kommentar zu den diffamierenden „Halb-Wesen“-Äußerungen der Autorin Sibylle Lewitscharoff, die künstliche Befruchtung betreffend. Menschlichkeit macht mehr aus als die, wie auch immer geartete, Erzeugung.
FAZIT: Die PERFECT BEINGS bieten auf ihrem Debüt eine wohlklingende, nachdenkliche Entdeckungstour, die im klassischen Progressiven Rock fußen mag, aber mit Wonne darüber hinausgeht. MOTH VELLUM bleiben dabei in freundlicher Erinnerung, aber PERCET BEINGS sind schon was ganz Eigenes.
Ein Album, trotz bzw. auch wegen seines düsteren Gehalts, zum Liebhaben!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.03.2014
Chris Tristram
Ryan Hurtgen, Johannes Luley, Dicki Fliszar, Jesse Nason
Johannes Luley, Ryan Hurtgen, Dicki Fliszar, Chris Tristram
Jesse Nason, Ryan Hurtgen, Johannes Luley
Dicki Fliszar
Johannes Luley
My Sonic Temple/Just For Kicks
51:50
02.02.2014