Mit 30 Jahren ist der Finne Petteri Sariola schon weit gekommen, doch vor lauter Auszeichnungen hat er nicht vergessen, eine vierte Scheibe nach dem bereits saucoolen "Get Sirius" einzuspielen. "Through The Eyes Of Other" setzt - nomen est omen - auf Interpretationen von Stücken aus fremder Feder, aus denen die beeindruckende Einmann-Band aber teilweise gänzlich neue Facetten kitzelt ... und eine tolle Stimme hat er ebenfalls, wie man vielleicht schon wusste.
"Wake Me up Before You Go-Go" von George Michael belegt dies besonders deutlich, ebenfalls "Easy" von Lionel Richie, natürlich unsterblich geworden durch FAITH NO MORE (auf die Neunziger kommen wir gleich zu sprechen ...), aber natürlich kommt die ausgefeilte, oftmals perkussive Technik des Künstlers nicht zu kurz: Michael Hedges "Bensusan" zeigt wohl einen von Sariolas wichtigsten Einflüssen, der funky "Cissy Strut" von THE METERS ist verboten virtuos, und Ravels "Boléro" überraschend relaxt, wenn man bedenkt, welchen Aufruhr der Komponist seiner Zeit damit erregte.
U2s "I Still Haven't Found What I'm Looking For" stellt den Aufhänger für die Platte dar, und auch mit COLDPLAYs "Fix You" geht es unterkühlt britisch zu, wobei das Alter des Künstlers Bände spricht: Die 1990er, in denen die königlichen Inseln eine starke musikalische Rolle in Europa spielten, haben ihn schreiberisch geprägt, was man seinen vorigen Alben anhörte und auch an der Wahl von OASIS' "Wonderwall" wiedererkennt. Auf der anderen Seite steht eine Vorliebe für exotische Künstler, beispielsweise Kotaro Oshio, dessen "You Are the Hero" ebenso verwurstet wird wie "Smoky" (lockerer Fusion-Stoff mit genialem Pop-Hook) von Gitarrenkünstler Char. Asiatisch wird es zudem ganz am Ende, wenn Petteri mit "Theme from Lupin the Third '78" und "Princess Mononoke" der japanischen Anime-Kultur huldigt.
Standard-Zeit bricht vorher noch mit "Blackbird" von den Fab Four und Willie Dixons "Hoochie Coochie Man" an, das Booklet kommt mit eingehenden Linernotes und der jeweils zum Einsatz kommenden Gitarrenstimmung. Liebevolles und atemberaubend zu hörendes Ding, das, und absolutes Pflichtprogramm für Gitarren-Groumets wie Melodie-Freunde gleichermaßen.
FAZIT: Noch Reize mit Cover-Platten zu versprühen ist nicht leicht, doch Petteri Sariola hat es geschafft - mit spannender Handwerkskunst, aber vor allem einem großen Herzen, das auf "Through The Eyes Of Others" zu jeder Sekunde hörbar ist.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.05.2014
Petteri Sariola
Petteri Sariola
Petteri Sariola
Petteri Sariola
Petteri Sariola
Candyrat / Sony
56:29
13.05.2014