Der deutschsprachige Extrem-Metal geht eigene Wege – PLACENTA aus der Hauptstadt machen es vor – hier wird der Kern des groovigen Deathcore mit schmalzig, poppigen Refrains gepaart. Das Ergebnis ist eigenständig, wirkt aber auch befremdlich.
Aber langsam – um im Sumpf des Metalcore, Deathcore und weiß der Henker noch wie sich die tausend Ableger der Spielarten heute schimpfen, noch wirklich aus dem Rahmen zu fallen, scheint verdammt schwer. Die deutsche Sprache allein reicht als Kampfansage inzwischen nicht mehr und so gehen PLACENTA den nächsten Schritt und kombinieren das schier Unkombinierbare: harte Strophen treffen auf Pop-Refrains – eine echte Zwangskonfrontation der Genres, die kontrastreicher kaum dargeboten werden können. Leider schnellt man damit komplett am Ziel vorbei.
Was musikalisch insgesamt vielseitig, leicht progressiv überzeugt, wird durch den aufgesetzten Klargesang völlig ins Irrationale gehoben. Auch wenn die Motivation der Band, diese Art von Musik auf das nächste Level zu heben durchaus nachvollziehbar erscheint, scheitert der Versuch doch kläglich und man muss die Band ganz ernsthaft fragen, welche Zielgruppe damit angesprochen werden soll? Naja, vielleicht ja die vielen Deathcore-Popper.
FAZIT: Popmusik in die corige Zwangsjacke gesteckt und solange draufgeschlagen bis das Gesamtbild irgendwie passend erscheint. „Missgunst Und Neid“ macht somit eher missmutig und kein bisschen neidisch. Wem die wenig authentische Mischung aus Extrem-Core und Pop als schlüssige Synthese denkbar erscheint, der darf gern ein Ohr riskieren. Ansonsten gilt hier für den Hörer: lieber zuckersüßen Cocktail schlürfen, statt an zuckersüßen Refrains ersticken.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.01.2014
Florian Kerber
Sven Berlin
Michael Hoge, Daniel Martens
Tobias Stein
Noizgate Records
42:15
13.12.2013