POETA MAGICA sind eine Institution in der deutschen Folk-/Mittelalterszene, die allgemein für akribische Forschungsarbeit bekannt ist. Holger Funke und seine Mitstreiter haben ohnehin eine starke Affinität zu Nordeuropa und ihre Fachkenntnis in dieser Stilistik schon auf mehreren CDs unter Beweis gestellt. Damit die aktuelle Scheibe mit schwedischer Folklore derart authentisch ausfallen konnte, bedurfte es dann doch einer Eingeborenen. Saga Björling gab dem Album auch gleich den Titel und sorgt als Muttersprachlerin mit ihrem ausgelassenen Temperament für eine Interpretation, die einem Ausländer einfach nicht möglich gewesen wäre. Mit Unterstützung der Gotländerin wagen sich POETA MAGICA an eine Reihe verschiedener Interpretationen.
Das Eröffnungsdoppel „Du som har mitt hela hjärta“ (zum Abschluss auch im „Fluch der Karibik“-Sound präsentiert) und „Näktergalen“ wird von Harfenklängen dominiert und ist mit harmonischen Arrangements und etwas Unterstützung von E-Bass, Synthies und einem Allerworld-Pop-Beat kaum von den Arbeiten Loreena McKennitts zu unterscheiden. Das muss man nicht mögen, doch die spielerische Klasse der Musiker ist bereits hier nicht von der Hand zu weisen.
An das ursprünglich Herbe, Kantige in der schwedischen Musik tasten sich POETA MAGICA behutsam im Verlauf des Albums heran. Zunächst nur mit scharf gestrichenen Nyckelharpor und schnarrenden Drehleiern, später auch in immer weniger ausgearbeiteten Arrangements. Die „Vårvindar Friska Polska“ beispielsweise beschränkt sich auf eine kunstvoll verzierende Nyckelharpa, eine dumpfe Trommel und Björlings alle Extreme auslotende Stimme. Auch die in schwedischer Volksmusik immer wieder anzutreffende Orgel kommt in der „Grevelius Polonaise“ zum Einsatz. Diese Stücke erfordern eine längere Auseinandersetzung und sind für „Zugereiste“ zum reinen Zuhören manchmal etwas lang, für Fachkundige und Balfolktänzer aber ein gefundenes Fressen. Hier wird virtuos und mit Freude, doch ohne allzu orthodoxe Beachtung des Reinheitsgebots musiziert (Warum auch? Die meisten schwedischen Gruppen gehen ja genau so mit den überlieferten Vorlagen um). Dazu gibt es Neuarrangements von Klassikern wie „Uti vår hage“ und „Vårvindar Friska“.
FAZIT: „Saga“ kann mit erhobenem Haupt gegen die schwedische Konkurrenz bestehen und hat gegenüber den Einheimischen den kleinen Vorteil, dass ein wenig mehr belebende Einflüsse im Sound Platz gefunden haben. Deutschen Hörern wird mit einer Art Best of-Programm der Einstieg in die akustische Welt von Astrid Lindgren und Co. erleichtert.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.03.2014
Saga Björling
Jørgen Lang
Thomas Schlitt
Friederike Funke, Holger Funke, Boris Koller, Katja Hütte
Westpark Music
66:56
10.01.2014