Wie wohl würde ein Album klingen, wenn dem Sänger von JETHRO TULL plötzlich die Stimme versagt und die Band sich entschließt, ein Instrumental-Album aufzunehmen, dem im Ersatz für IAN ANDERSONs Gesang einfach ein paar deutlich Weltmusik-Klänge, die sogar in Richtung OSIBISA auftrumpfen dürfen, und etwas TANGERINE DREAM-Elektronik beigefügt werden?
Sicherlich ganz ähnlich wie „Terragia“ von QUANTUM FANTAY.
Oder wenn wir mal einen Ländervergleich anstellen, dann könnten wir ohne jegliches schlechtes Gewissen behaupten, dass was die OZRIC TENTACLES für die Engländer sind, nunmehr QUANTUM FANTAY für Belgien darstellt. Denn beide Bands haben ihre instrumentale Leidenschaft für eine Kombination aus Space Rock, Prog, Weltmusik und konzeptionelle Alben-Ideen gemein.
Auf „Terragaia“ besuchen uns Erdlinge ein paar grüne Männchen, die am Ende sich wieder auf den Weg nachhause begeben, weil ihnen wahrscheinlich das, was hier in unseren Gefilden so abläuft, nicht sonderlich zusagt. So zumindest könnte man anhand der Titelliste eine Handlung deuten, die es nur musikalisch zu verfolgen gibt, da QUANTUM FANTAY ohne Sänger auskommen. Viel Spielraum also für den kreativen Geist des Hörers, der mithilfe der abwechslungsreichen Musik sich seine eigene Geschichte basteln darf, wobei ihm höchstens das bunt illustrierte, eben mit grünen Männchen versehene Digi-Pack noch etwas helfen kann. Doch bei jedem, bei dem heutzutage auch noch bei „Tubular Bells“ ein Kopfkino abläuft, der wird auch viel Freude an „seinem Brainstorming-Film“ nach dem Hören von „Terragaia“ haben.
Die Belgier unternehmen nämlich eine musikalische Weltreise mit uns, die von vielen traditionellen Klängen und noch mehr Elektronik lebt. Flöten, die auf Synthesizer treffen, afrikanische Trommeln denen floydige Gitarren den Weg bereiten, Banjos und Harmonikas, denen progressiv Verfrickeltes den Garaus macht oder ein Didgeridoo, das in tiefer Psychedelik seine indianische Aura ausleben kann, nachdem Flamenco-Rhythmen auf der akustischen Gitarre verspielten World-Jazz feilboten oder treibende Trommel-Eskapaden härtere Rock-Gänge einschalteten. Das gibt's tatsächlich alles auf „Terragaia“ zu hören - einem Album, das für mich locker jedes noch so gute Scheibchen der OZRIC TENTACLES aussticht, auch wenn leider das Schlagzeug manchmal etwas zu blechern klingend rüberkommt.
Egal ob fliegende Untertasse oder Flugzeug - wer solche Reise unternimmt, der braucht keinen Koffer, nur zwei offene Ohren und etwas Fantasie, um all das zu erleben, wovon jeder musikalische Pauschal-Urlauber noch nicht einmal zu träumen wagt.
FAZIT: Mit „Terragaia“ laufen die Belgier von QUANTUM FANTAY locker ihren britischen Vorbildern, den OZRIC TENTACLES, den Rang ab und beschränken sich nicht auf des „Erpland“, sondern erobern musikalisch gleich mal die ganze Welt.
PS: Wenn jemand ein paar Euro beim Kauf dieser CD sparen möchte, dann sollte er vorher unbedingt in <a href=" http://www.ppr-shop.de/QUANTUM-FANTAY-Terragaia " rel="nofollow">Oliver Wenzlers Progressive Promotion Records Shop</a> vorbeischauen!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.05.2014
Jaro
Dario Frodo
Pete Mush
Gino Bartolini
Flöten, Harfen, Dudelsäcke, Tablas, Djembé, Banjos, Marimbas
Progressive Promotion Records
70:11
25.04.2014