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Reviews

Ragga Gröndal: Svefnljod

Stil: Traumhafter Folk Jazz Pop

Cover: Ragga Gröndal: Svefnljod

Es ist kaum zu glauben!
Eigentlich ist es unfassbar!
Diese Wandlung, die von RAGGA GRÖNDAL auf „Svefnljod“ vollzogen wird, nachdem vor gut drei Jahren ihre „Schlafliedchen für Astronautenkatzen“ erschienen, legt sie nun dieses Album nach, welches sich ebenfalls intensiv um das Schlafen und Träumen dreht, aber eine Stimmung und Atmosphäre verbreitet, die sich deutlich vom Vorgänger-Album abhebt.
Bereits ein Vergleich der beiden Cover deutet diesen Wandel an.
Auf den „Astrocat Lullabys“ sind helle Farben und eine fast etwas neugierig-verschmitzt lächelnde Ragga zu bewundern, während auf „Svefnljod“ eine traurig dreinblickende, schwarz gekleidete Ragga, inmitten eines Friedhofs sitzend, dem Leser entgegenblickt und ihm ein bedrückendes Gefühl vermittelt.

Genauso wie auf beiden Covern verhält es sich mit der Musik. Sie ist traurig, melancholisch, melodramatisch und dringt tief in die Seele des Hörers ein, um sich dort in einem finsteren Kämmerchen festzusetzen. Dazu die isländischen Texte, schwermütig klingend und zugleich wunderschön - manchmal ist der Hörer froh, diese Sprache nicht zu verstehen, denn das Erahnen der Inhalte genügt bereits, um zu wissen, dass sich darin wohl große Tragödien ereignen, die Schattenseiten des Lebens und die dunkle Jahreszeit die wichtigsten Rollen spielen.

Wer sich im Booklet genauer umschaut, wird auch den Hinweis der Musikerin entdecken, in dem sie feststellt, dass sich der Titel des Albums auf ein „Schlaf-Gedicht“ der Lyrikerin KRISTIN JÓNSDÓTTIR aus dem Jahre 2009 bezieht, welches sie mit auf eine Reise nahm, in deren Ergebnis die 9 Songs des Albums entstanden: „Schlafe, meine Liebe, und lasse den Wind wie ein zartes Schlaflied in deinen Ohren klingen. Sieh‘ deine Gedanken in der dunklen Nacht verschwinden und den Tag dahinfließen. Die zärtliche Dunkelheit umarmt dich wie eine Mutter - und du darfst endlich wieder Kind sein.“
Sind das nicht wunderbare Worte?
RAGGA GRÖNDAL findet zu deren Untermalung auf „Svefnljod“ die absolut passende, wunderschöne Musik dazu!

Das Album ist zugleich eine Art Befreiung dieser so vielfältigen Musikerin, die sich im Jazz genauso zuhause fühlt wie im Pop, dem Folk oder regelrecht klassischen Gefilden. Eine Befreiung von den häufigen Vergleichen mit KATE BUSH oder TORI AMOS - denn nun umgibt sie die Aura einer SOPHIE ZELMANI gepaart mit der pop(ulären) Schönheit der größten Hits von ENYA, ohne auch nur einmal kitschig oder anbiedernd in billige Klischees zu verfallen. Nein, mit der Stimme einer RAGGA GRÖNDAL kann man Steine erweichen oder Herzen brechen, aber nicht Peinlichkeiten verbreiten. Man kann sich in den Nebel oder die Dämmerung stellen und die Augen schließen - solche Stimme weist uns den Weg, dem wir blind folgen können.

Auch wir in Deutschland werden das lernen, was die Isländer, die von Ragga bereits seit elf Jahren und sieben Alben beglückt werden, längst begriffen haben. RAGGA GRÖNDAL ist ungewöhnlich, ist unglaublich und macht süchtig. Süchtig nach Harmonie gepaart mit Traurigkeit und dem Wunsch noch lange zu leben, während man nachdenklich neben den Grabsteinen eines Friedhofs sitzt und das verbleibende Leben genießt, ohne zu vergessen, dass auch auf uns irgendwann mal ein Grabstein wartet. Zuvor sollte jeder aber mindestens einmal in seinem Leben RAGGA GRÖNDAL gehört haben. Die Isländer haben das zumindest längst begriffen, denn wie sonst lässt sich erklären, dass jeder achte Isländer tatsächlich mindestens eine CD von RAGGA GRÖNDAL besitzt?

FAZIT: „Die Musik von ‚Svefnljod‘ kann jeden wachen und aufmerksamen Hörer begeistern, sie kann ihm aber auch zu einem friedlichen Schlaf verhelfen!“ Genauso steht es auf der letzten Seite des CD-Booklets. Besser ist diese Musik gar nicht zu beschreiben - nur noch so viel: Wenn uns auf dem letzten Song des Albums auch noch zärtliche Bläser und eine männliche Duett-Stimme umgarnen, dann ist es endgültig um uns geschehen!
Zwei Worte für ein Album: TRAUMHAFTE MUSIK!

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.11.2014

Tracklist

  1. Svefnljód
  2. Astarpula
  3. Fedgin
  4. Landgangur
  5. Lifandi Vatnid
  6. Ástarord
  7. Haustlauf
  8. Litla Barn
  9. Sólon Islandus

Besetzung

  • Bass

    Gudmundur Petursson, Gary Lane, Palmi Gunnarsson

  • Gesang

    Ragga Gröndal, Palmi Gunnarsson

  • Gitarre

    Gudmundur Petursson

  • Keys

    Ragga Gröndal, Gudmundur Petrusson, Pavor Por Porvaldsson

  • Schlagzeug

    Claudio Spieler, Birgir Baldursson, Matthias M.D. Hemstock

  • Sonstiges

    Jim Hoke (Saxofon), Steve Herrman (Trompete), Haukur Gröndal (Saxofon, Flöte & Klarinette), Austin Hoke (Cello & Viola), Avery Wright (Violine)

Sonstiges

  • Label

    Beste! Unterhaltung / Bella Records

  • Spieldauer

    39:30

  • Erscheinungsdatum

    06.11.2014

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