Mein Fazit zum letzte Album der finnischen Jazz-Combo RAKKA fiel ziemlich eindeutig aus: „Jazz, nicht von dieser Welt - aber aus Finnland!“ Auch „Mykorritsan Valtakunta“ verdient als Fazit genau diese Einschätzung, denn was auf dem Album so alles passiert, ist ganz große Schule, nämlich die Vereinigung von durchaus dem Pop oder ruhigen Rock entlehnten Melodien mit breiten Jazz-Eskapaden zu einem eigenen Stil werden zu lassen, der schwer vergleich- oder beschreibbar ist. Auffällig ist natürlich die Dominanz der Orgel, sodass eine der interessantesten Vergleichsgrößen die durch ihre grünen Zwiebeln weltbekannt gewordenen BOOKER T. & THE M.G.'s sind.
Demgegenüber aber ist die Booker-Dynamik bei RAKKA deutlich zurückgedreht. Das gesamte Album klingt verträumter und schwelgt in jazzigen Gefilden, die dem Hörer durchaus auch die Möglichkeit zum Nebenbeihören einräumen, ohne jemals in diesen schrecklichen Fahrstuhl-Musik-Modus zu verfallen, denn dazu passiert viel zu viel auf „Mykorritsan Valtakunta“.
Besonders die breiten Freiräume, die neben der Orgel den Bläsern offenbart werden, die uns dann mit Trompeten und Saxofonen die Ohren fast zärtlich ausblasen, dass sie am Ende regelrecht feucht werden von diesem Koitus-Saxo-Trompus - bestes Beispiel dafür ist „Walkin' And Thinkin'“, das tatsächlich in einigen Melodiebögen Ahnlichkeiten zu FATS DOMINOs „I'm Walking“ aufweist. Natürlich wieder um einen Tempo-Gang runtergeschaltet.
Es ist immer wieder ein Phänomen, was, egal in welchem Musik-Bereich auch immer, für eigenständige, immer ungewöhnliche, fast typisch zu nennende finnische Musik ihre völlig eigene Klangentfaltung außerhalb des kleinen Landes feiert. Entspannt, wie nach dem Sauna-Besuch und zugleich heiß wie während eines gelungenen Aufgusses. Ja, genau so kann man wohl die Musik aus Finnland beschreiben - ein aufregender Saunabesuch mit allem Drum und Dran nicht für uns, sondern ausschließlich für unsere Ohren.
FAZIT: Es geht sehr ruhig und entspannt in der Jazz-Musik von RAKKA zu, die aber in ihrer ganzen Breite und der durchaus ungewöhnlichen Instrumentierung nach mehrmaligem Hören tiefe Eindrücke hinterlässt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.04.2014
Ville Rauhala
Kusti Vuorinen
Janne Tuomi, Kusti Vuorinen
Masa Orpana (Saxofon), Jykä Ahola (Trompete), Kusti Vuorinen (Akkordeon)
Nordic Notes / Beste! Unterhaltung
37:33
21.03.2014