Österreicher zwischen Liedermacher, synthetischer Musik und zwei Sprachen ... wer denkt da nicht an Falco? Tatsächlich steht Ray Shames als geradezu programmatischer Vertreter des musikalischen Erbes seines Landes da, dem es anscheinend nicht schrullig genug klingen kann.
"Alleskönner" ist ein bunter Reigen nicht immer ganz frisch ("Land in Sicht" oder "Salome" sind NDH auf billig) und findig produzierter Songs im Spannungsfeld von Mainstream Rock und teils technoider Avantgarde. Die Texte erheben mal den mahnenden Zeigefinger (Titelstück), mal wirken sie selbstherrlich beziehungsweise -ironisch ("Krieg nicht genug von mir"). Ray Shames rappt übrigens genauso mies wie sein seeliger Bruder im Geiste ("Lady Love") und beherrscht auch dessen Pathos recht gut ("Heut ist der Tag", "Wo sind die Helden"). Wenn "Take The Money And Run" und "Nur in meinem Kopf" zwischen Neunziger-Dancefloor und Achtziger-Wave schlingern, passt dies gut zur Gesamteinschätzung eines durchweg in eine klitzekleine Nische gehörenden Albums.
Das macht "Alleskönner" weder besser oder schlechter, als der geschmäcklerische Hörer es persönlich findet, aber in jedem Fall erträglicher, als wenn man es als zeitgenössisches Produkt verstünde, was es gleichwohl ja ist.
FAZIT: Ray Shames spielt Austro Pop, wenn man es so nennen möchte, für eine mikroskopische Minderheit und wirkt dabei zugleich antiquiert wie gewollt auf der Höhe der Zeit. Letzteres schließt sich aber allein schon aufgrund seiner biederen Allerweltslyrik aus, während ersteres sowohl die Arrangements als auch den Duktus seiner Kompositionen betrifft. Der Weisheit letzter Schluss klingt anders.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.03.2014
Ray Shames, Barbara Alli, Phoebe Hall
Rupert Träxler
Wolfgang Bayer
Urge Kirchner
Chris Campregher (Electronics, Visuals)
Chilli / Rebeat
31:40
28.03.2014