Manche Dinge werden auf ewig ein Rätsel bleiben. Zum Beispiel die Tatsache, dass es offenbar ein ungeschriebenes Gesetz gibt, laut dem Epic Metal auf guten Gesang verzichten kann. Eingefleischte Epic Metaller werden hier natürlich Einspruch erheben und "Das muss so!" einwerfen, aber mal ehrlich: Wenn eine Metalspielart eine gewisse Grundhärte hat, dann ist es doch viel geiler, wenn es auch aggressiven Gesang gibt, oder? Stattdessen erlebt man immer wieder, dass Epic-Metal-Sänger betont unaggressiven, zahmen Gesang vortragen, der nicht so recht zur Musik passen will. Das mag ein subjektiver Eindruck sein, indes finden sich genug Beispiele für diese These.
REALMBUILDER sind so ein Beispiel. Wie kann man bitte eine Textzeile wie "swing the iron hammers against the wall" mit laffem Singsang intonieren? Das passt einfach nicht. So eine Textzeile muss doch mit Kraft und Inbrunst geschmettert werden. Vor allem wenn die Musik so eine Art des Gesangs auch zulässt. Wie es in dem Stück "Advance Of The War Giants" der Fall ist. Ein schwerer, doomiger Stampfer, klassischer Epic Metal mit wirklich guten Instrumentalparts und erhabener Atmosphäre, bei der man die dünnen Chöre zumindest hinnimmt. Vorher gab es jedoch mit dem Opener "They Write Their Names With Fire" einen Song, bei dem das Missverhältnis aus Gesang und Musik noch deutlicher wird. Von einem zackigen Riff getrieben, wirkt der leiernde, dünne Gesang mit den schwachen Gesangslinien in dem flotten Stück reichlich deplatziert. Auch das muss so? Wenn ihr meint...
Passender ist die Stimme von Czar dann in der siebeneinhalb-minütigen Ballade "Adrift Upon The Night Ocean", ein langsam dahinschwebendes, wirklich schönes Stück Musik. Der abschließende Titeltrack ist dann im Grunde genommen ein richtig starker Epic-Metal-Track. Kraftvoll galoppierend startend, mit lustigen Fanfaren, die die Kavallerie ankündigen, dann in düsteren Doom verfallend und am Ende wieder zum Galopp wendend - das macht Spaß. Und der Gesang? Nun ja, man hat sich inzwischen eben dran gewöhnt und auch die Gesangslinien sind an sich prima.
FAZIT: "Blue Flame Cavalry" ist trotz der gesanglichen Makel ein charmantes und in sich schlüssiges Album. Das beginnt beim genauso trashigen wie kultigen Coverartwork, setzt sich über die passable Low-Budget-Produktion fort, hat ein grundsätzlich funktionierendes Songwriting und ist somit wohl ein kleines Fest für Epic Metaller. Die dürfen dann auch zwei Punkte hinzuaddieren und die Platte auf dem Einkaufszettel vermerken.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.02.2014
J.H. Halberd
Czar
J.H. Halberd
J.H. Halberd
Czar
J.H. Halberd (Horn, Trompete)
I Hate/Soulfood
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06.12.2013