Er hat es wieder getan: Jarrod Gosling schlägt zum zweiten Mal mit REGAL WORM zu, einem der schrägsten wie spannendsten Prog-Projekten ohne richtigen Plattenvertrag, was angesichts der von vorne bis hinten gekonnten Ausführung eine Schande ist - und vom Ideenschatz des Mannes wollen wir gar nicht erst anfangen.
Flankiert von zwei je 19-minütigen Stücken entspinnt sich hier quirlige Avantgarde, die man wahlweise am Stück hören oder skippen kann - man wird immer wieder von irgendetwas in den Bann gezogen, zumal Jarrod entweder ADHS oder Kreativität für zehn haben muss. Der erste Mammutsong trägt sich trotz mannigfaltiger Wandlungen über weite Strecken hinweg per Synth-Bass oder echten, verzerrten Tieftöner, das Ganze mit Melodien für Millionen - und gleich in gefühlter Millionenzahl. Wie lange diese Produktion gedauert haben muss, möchte man sich angesichts all der Schichten nicht vorstellen.
"Odilon" ist im Einzelnen vor allem wegen mehrerer Parts hörenswert: Da wäre der schmachtende Teil "You Know What? I'm Getting Out Of Here", der eingängige Singsang "Arrival Of Sorts" mit höllischem Kehrvers oder das gen Canterbury schielende "Paradise Is Twice As Nice", aber auch das QUEEN-artige Ende mit "Prism Prison. Davon abgesehen kommt vieles düster sphärisch daher, aber immerzu mit fantastischen Gesangsarrangements - Streicher, Flöten, Gebimmel, dem vollen Programm.
Man könnte vermutlich Bände über dieses Werk schreiben, aber belassen wir es im Weiteren bei Hinweisen auf "End Of Level Baddie" mit Walzertakt und Akustikpassagen sowie "Animal Attic", das in drei Minuten quasi alles sagt und dem Saxofon eine tragende Rolle zugesteht; das wippende Quasi-Instrumental (wird bloß unisono mit der Hauptmelodie mitgeheult, dazu ein paar "attic"-Einwürfe) ist dabei zugleich ein "Hit". "Tombland Guerrilla" bleibt dann nur ein geräuschhaftes Intro zum ausgesprochen elektronischen "Sovereign Of The Skies", das ganz nebenbei der Ohrwurm des Albums ist, passender weise in knapp unter fünf Minuten.
Was noch? Na ja, Freunde von Avant Prog ohne intellektuelle Dünkel (soll es ja geben), MAGMA und generell visionärer Musik, bei deren Hören man unbedingt mehr über den Macher erfahren möchte, MÜSSEN das hier kennen.
FAZIT: und jetzt alle: "and round and round and upside down ..."
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.10.2014
Jarrod Gosling
Jarrod Gosling, Emily Ireland, Kevin Pearce, Peter Rophone
Jarrod Gosling, Peter Rophone
Jarrod Gosling
Jarrod Gosling
Louis Atkinson (Saxofon), Graham McElearney (Harfe), Mick Somerset-Ward (Saxofon, Flöte)
Quatermass Records
46:29
13.10.2014