Von den Erfolgen her haben RIOT im Laufe ihrer langen Karriere stets mindestens zwei Ligen unterhalb ihrer musikalischen Möglichkeiten agiert. Doch Line-Up- sowie Business-Schwierigkeiten, abgesagte Tourneen und Unzuverlässigkeiten verhinderten, dass der Schriftzug der New Yorker Legende auf den Billings der großen Festivals ganz weit oben zu finden ist.
Nach dem Tod von Bandleader Mark Reale 2012 hat man sich entschlossen, unter leicht modifiziertem Bandnamen weiterzumachen – Reale soll seine Mitstreiter vor seinem Tod nochmals dazu ermuntert haben. Und so treibt vor allen Dingen Reales Songwriting-Partner Don Van Stavern RIOT V unermüdlich nach vorne, betritt mit überwiegend flotten Power-Metal-Hymnen (Power Metal im Sinne von POWER Metal, also nicht das glattgelutschte, auf Eingängigkeit gedrillte und mit Keyboards zugekleisterte Etwas, das nur noch ansatzweise etwas mit „Metal“ zu tun hat) die Zeitmaschine Richtung „Thundersteel“.
Musikalisch ansprechend dargeboten, versiert und pfiffig arrangiert, setzt vor allen Dingen die erste Hälfte des Albums dicke Ausrufezeichen. Insbesondere das Auftakttrio „Ride Hard Live Free“, „Metal Warrior“ und „Fall From The Sky“ weiß zu begeistern, bietet rasante Rhythmen, anspruchsvolle Gitarrenarbeit und vor allem Dingen fantastische Vocals von Todd Michael Hall, der sich mit seiner ebenso kraftvollen wie klaren Stimme hinter seinen Vorgängern mit teilweise großen Namen keinesfalls verstecken muss.
Es ist fast schon naheliegend, dass dieses irrwitzige Niveau anschließend nicht mehr ganz gehalten werden kann. Der Titeltrack etwa bleibt mit seinem schlappen Refrain ein kleiner Rohrkrepierer, anschließend kann der eine oder andere Track den Eindruck nicht verhehlen, nicht mehr als ein Füllstück zu sein. Erst zum Ende hin, wenn dem verstorbenen Mark Reale in „Until We Meet Again“ gedacht wird, müssen noch einmal die Taschentücher herausgeholt werden.
FAZIT: Es wäre RIOT V zweifelsfrei zu gönnen gewesen, wenn sie mit „Unleash The Fire“ DEN Power-Metal-Überhammer geschwungen hätten. Doch einige Längen und Schwächen verhindern trotz eines fantastischen Auftakts eine höhere Bewertung. Doch eine durchschnittliche oder gar schwache Scheibe ist das erste Werk nach dem Tod von Bandleader Mark Reale bei weitem nicht – es bietet klassischen Power Metal mit Raffinesse, Speed und einem sensationell guten Sänger. Und das ist bei weitem mehr als durchschnittliche Power-Metal-Bands heutzutage zu bieten haben.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.10.2014
Don Van Stavern
Todd Michael Hall
Mike Flyntz, Nick Lee
Frank Gilchriest
Steamhammer/SPV
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24.10.2014