"We want it all and we want it now" singt Tim McIlrath im Opener "The Great Die-Off" und fasst damit das Dilemma des Jetzt zwischen Internet, "Geiz ist geil" sowie rasend schneller Entwicklung auf allen Ebenen des Alltags zusammen: Der Mensch vergisst sich selbst. RISE AGAINST bleiben mit "The Black Market", das diesen Themenkreis auch in den anderen Stücken anspricht, also weiterhin am Puls der Zeit ... aber hält die Musik dem Sendungsbewusstsein der Macher noch stand.
Jawohl, auch wenn der Punk natürlich schon sehr, sehr lange völlig im Mainstream aufgegangen ist, zumindest was die Vermarktung angeht, und ob sich die Musiker deswegen verbieten müssen, dürfen sie mit sich selbst ausmachen beziehungsweise als Frage ihren Fans überlassen. Wir sprechen hingegen vorbehaltlos gerne über erstklassig komponierten wie gespielten Melodic Punk mit großen Refrains (das flotte "I Don't Want to Be Here Anymore", das schwelgerische Titelstück) und fast schon Stadion-Anmutung, was angesichts der gigantischen Fanmassen, die RISE AGAINST mittlerweile bedienen, nicht verwundert.
Dennoch bleibt das Herz spürbar am rechten Fleck, sei es im schwermütige "Tragedy + Time" oder bei "The Eco-Terrorist In Me", dem BAD-RELIGION-Song, den die Originale noch gerne schreiben würden. Erfreulich ist im Übrigen, das die Band verstärkt auf die Tube drückt, ohne verkrampft hart wirken zu wollen (wunderschöne Ballade: "People Live Here", die lustigerweise derbe nach SCORPIONS klingt). Hier ist jemand ganz er/sie selbst geblieben und zieht sein Ding durch, ohne nur den Schuh herunterzuspielen.
Ancheck-Tipps weiterhin: "A Beautiful Indifference" als das widerborstigste, aber nach Eingewöhnung stärkste Stück der Platte, die zuckelnde Überraschung "Zero Visibility" und verdammt nochmal alle Texte, jede einzelne Zeile davon.
FAZIT: RISE AGAINST lassen sich immer noch nicht in den garantiert Fleisch-freien (zumindest beim Frontmann) und mit Fair Trade gefüllten Napf spucken, sondern kloppen ein Dutzend mehr oder weniger schnell zündender Granaten (die keine breiten Krater schlagen müssen) raus, die sich für die punkige Ewigkeit empfehlen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.07.2014
Joe Principe
im McIlrath
Zach Blair
Brandon Barnes
Universal
45:30
11.07.2014