Fehler Nummer eins: Harry Conklin regelmäßig bei der Aufzählung der fünf geilsten Metal-Sänger zu vergessen. Fehler Nummer zwei: SATAN’S HOST aufgrund ihres albernen Images und der kruden Stilbezeichnung „Power Black Metal“ zu ignorieren. Jetzt ist Schluss mit den Fehlern: „Virgin Sails“, das achte Studioalbum der Undergroundlegende, bietet furiosen Power Metal vom Allerfeinsten.
Dass die Band ein bisschen zwischen Stühlen sitzt und trotz einer fast 30-jährigen Karriere niemals den Bekanntheitsgrad von Conklins Stammband JAG PANZER erreichte, hat man zu einem nicht eben kleinen Anteil selbst zu verantworten. Das Kokettieren mit satanischen Inhalten ist schon seit langem kein probates Mittel mehr, um sich interessant zu machen, und ebenso wie der Kritiker werden viele andere Fans auch skeptisch aufgrund der Stilbeschreibung gewesen sein: Power-Metal-Fans mit Black-Metal-Allergie wurden von der Aussicht auf rasende Blastbeats verschreckt, Black-Metal-Fans ebenso von der Aussicht auf heroische Power-Metal-Hymnen.
Nach ungefähr 25-maligem Konsum von „Virgin Sails“ kann jedenfalls festgehalten werden: Der Anteil an schwarzer Magie ist relativ überschaubar; allenfalls auf „Reanimated Anomalies“ tritt der Black Metal deutlich in Erscheinung, auf den anderen neun Göttergaben ist es vor allen Dingen kraftvoller Power Metal, der im Fokus steht – und der einerseits von der schier unglaublich intensiven Gesangsleistung Harry Conklins getragen wird, andererseits von einer ebenso sensationellen Gitarrenarbeit, die eine ganze Ecke grimmiger und garstiger klingt als beispielsweise bei JAG PANZER, an die der Hörer natürlich immer wieder denken muss – nicht nur wegen des gleichen Sängers, sondern auch, weil die Songstrukturen oftmals an die Power-Metal-Legende erinnern. Der Härtegrad insgesamt ist allerdings schon deutlich höher.
FAZIT: Nein, an dieser Stelle soll der Terminus „Power Metal“ nicht definiert werden. Aber das, was SATAN’S HOST auf „Virgin Sails“ zelebrieren, ist ungefähr 1,5 Millionen Mal mehr „Power Metal“ als das, was uns heutzutage mit trötenden Keyboardfanfaren und schunkelnden Refrains aus Skandinavien oder Deutschland als solcher verkauft werden soll. „Virgin Sails“ bietet ALLES, was Heavy Metal ausmacht: Riffs ohne Ende, Rasanz ohne Ende, Heaviness ohne Ende – und als Krönung einen unfassbar geilen Sänger. Der einzige Fehler, den sich der Kritiker nunmehr ankreiden lassen muss: Dass er „Virgin Sails“ nicht in der persönlichen Top-10-Liste des Jahres 2013 berücksichtigt hat. Es wird hoffentlich der letzte Fehler in Sachen SATAN’S HOST gewesen sein.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.01.2014
Margar
Harry Conklin
Patrick Evil
Evil Little Hobbit
Moribound Records
54:51
22.11.2013