Braucht die Welt ein ... Ach, lassen wir das - klar besteht Bedarf an einem Live-Album der nicht kaputt zu kriegenden NWoBHM-Ikonen, solange SAXONs jeweils aktuelle Alben nach "Unleash The Beast" Schlaftabletten auf hohem Niveau darstellen. Schließlich gilt die Band zu Recht als eine der stärksten auf der Bühne im klassischen Metal-Geschäft.
Der Titel legt es nahe: Dieser Konzert-Teller wurde im Club The Ritz in Manchester während der "Sacrifice"-Welttournee mitgeschnitten, wo SAXON tradtionsgemäß jedes Jahr am Georgstag (23. April) auftreten, dem Fest beziehungsweise Todesdatum des Schutzheiligen Englands. Patriotismus bekundet man auch mit "Broken Heroes", dass den britischen Streitkräften gewidmet wird, aber ansonsten bleibt alles von Andy Sneap gemischt und gemasterte Hausmannskost, wenngleich die Songauswahl nicht nur aufs Offensichtliche ("Power And The Glory", "Crusader", "Dallas 1 PM", "747") schielt.
Die Vertreter des aktuellen Albums (etwa "Wheels Of Terror", das Glanzlicht "Night Of The Wolf") werden genauso wenig wie der "Inner Sanctum"-Bierschiss "I've Got To Rock" besser, wenn SAXON sie ins Rund hauen, aber Spaß machen sie auf ihre nicht gestelzte Art - anders als auf den Studioalben, dort vor allem der seit Jahren leblosen Produktion geschuldet - zweifellos schon. Ein flammendes Doppel aus "Never Surrender" sowie "And The Bands Played On" verdeutlicht zudem, dass die Gruppe immer noch Freude an den ollen Kamellen hat, statt nur ihren Schuh herunterzuspielen.
Das Set bleibt bis zuletzt dynamisch, und das Byford mit der Zeit als Sänger eigentlich nur besser geworden ist, wissen nicht nur Die-Hard-Fans. Zum Ende hin, wenn SAXON zum Rundumschlag ausholen, springt die hörbare Begeisterung des Publikums auch auf den heimischen Hörer um, womit die Macher also alles richtigge- ... äh .... -macht haben.
FAZIT: Ob sich der Fan das zigste Live-Zeugnis seiner Helden ins Regal stellen möchte oder nicht - diese Frage sei einmal außen vorgelassen, denn für "Live In Manchester" gilt: SAXON auf der Höhe ihres Altersschaffens im besten, immer noch natürlichen Sound und bei trefflicher Stimmung auf wie vor der Bühne. Die Songauswahl ist kaum gewagt, aber auch nicht allzu plump, und bei einer Konzert-Nachlese (wo ist der visuelle Nachschlag?) geht es ohnehin nur um den Spaß.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.03.2014
Nibbs Carter
Biff Byford
Doug Scarratt, Paul Quinn
Nigel Glockner
UDR
61:05 + 59:08
14.03.2014