SAXON, SAXON, SAXON - kein Ende in Sicht ... Erstaunlich bei alledem: Das britische Flaggschiff beziehungsweise seine Plattenfirma betreibt das Metier Zweitverwertung so geschickt und mit dermaßen viel Gegenwert zumindest für Fans, dass man den Verantwortlichen nur schwerlich Geldschneiderei vorwerfen kann. Wer nicht genug von den Standards der Gruppe hat, bekommt sie mit dieser üppig bestückten CD/2DVD-Vollbedienung einmal mehr in leicht anderer Form auf die Augen beziehungweise Ohren.
Das aggressive Set auf der CD ist praktisch nur schmuckes Beiwerk, wobei Frontmann Biff zunächst nicht gut bei Stimme zu sein scheint, was sich aber im Lauf des Konzerts vom Steelhouse Festival bessert. Der wahre Jakob ist auch nicht DVD zwei mit den drei vollständigen Auftritten bei den Festivals Graspop (subjektiv der stärkste hier und mit knapp über einer Stunde genau lang genug), Wacken und Download, sondern die erste DVD als Fortsetzung des bereits herausgebrachten Doku-Materials zum Phänomen SAXON. Der Schwerpunkt liegt hier auf den einzelnen Musikern, ihrer Persönlichkeit und Funktion innerhalb der Band, wobei jeder ausführlich zu Wort kommt und an Sympathie kaum zu übertreffen ist. Man kann von diesen omnipräsenten Geschäftsmusikern halten, was man möchte, aber bei ihnen handelt es sich um leidenschaftliche Überzeugungstäter, die es geschafft haben, über die Jahre hinweg relativ relevant zu bleiben und musikalisch nicht zurückzustecken, sondern ohne rosarote Nostalgie-Brille betrachtet ihr bestes Material erst ab den 1990ern herausgebracht haben.
Überschneidungen bei so viel Live-Stoff liegen in der Natur der Sache, aber es ist ja nicht so, als würde das für die letzten SAXON-Veröffentlichungen nicht generell gelten ...
FAZIT: Wie gesagt, SAXON warten in letzter Zeit mit inflationär vielen mehr oder weniger zwingenden Releases auf und lassen sich in puncto Ausstattung und Drumherum nicht lumpen, bloß würde man sich wünschen, die Band lasse ein wenig die Seele baumeln, denn wenn sie auf ihre alten Tage hin zwar vermutlich nicht mehr ausbrennt, so mindert sie ihren objektiven Wert, indem sie an jeder Steckdose spielt und so viel Redundanz auf CD oder DVD presst. Davon abgesehen: Die Doku ist super!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.11.2014
Tim „Nibbs“ Carter
Peter „Biff“ Byford
Doug Scarratt, Paul Quinn
Nigel Glockler
UDR
47:47 + 97:42 + 97:19 + 41:14 + 69:23
07.11.2014