Als SCAR SYMMETRY 2005 mit „Symmetric In Design“ erstmals auf der Bildfläche erschienen, waren die Kritiken angesichts des furiosen Stilmixes aus ebenso melodischem wie progressivem Death Metal durch die Bank weg euphorisch. Dass die Schweden knappe zehn Jahre später allerdings ein Werk wie „The Singularity (Phase I – Neohumanity)“ veröffentlichen würden, war damals bei aller Musikalität bei weitem nicht abzusehen.
Der Titel des Albums und Stücke wie „Cryonic Harvest“, „Children Of The Integrated Circuit“ oder „Technocalyptic Cybergeddon“ dokumentieren: Hier kommt keine leicht zu konsumierende Kost, nichts, was man mal eben nebenbei zum Gurkenschneiden in der Küche hören (geschweige denn verstehen) kann. Auch nach nunmehr mindestens 20 intensiven Hördurchgängen schwankt der Autor noch zwischen „boah“, „unglaublich“, „Wahnsinn“, „spielerische Champions League“ auf der einen Seite und „verkopft“, „überladen“ und „weniger wäre mehr gewesen“ auf der anderen Seite.
Grundsätzlich lassen sich SCAR SYMMETRY auch 2014 immer noch dem melodisch-progressiven Death Metal zuordnen, doch die Grenzen hat der Fünfer mittlerweile so ausgedehnt, dass man schon geneigt ist davon zu reden, dass es gar keine Grenzen mehr gibt. Ultraeingängige Refrains, zuckersüße Melodien und Chöre, die selbst manche AOR-Combo nur mit der Kneifzange anpacken würde, extrem verschachtelte Passagen, fast schon 1:1-Rip-offs bei DREAM THEATER, wüste Knüppelpassagen, derbe Growls – „The Singularity“ deckt ein extrem weites Feld ab. Und am Ende schaffen es SCAR SYMMETRY tatsächlich, dass man in den allermeisten Fällen einen roten Faden erkennen kann, machen die bis zu zehn Minuten langen Songs durchgehend Sinn.
FAZIT: SCAR SYMMETRY klangen nie vielschichtiger, niemals abwechslungsreicher, niemals melodischer, niemals progressiver und niemals metallischer – allerdings, und das wird den einen oder anderen sicherlich abschrecken – niemals überladener. Am Ende entscheidet sich der Kritiker allerdings dafür, dass „The Singularity“ ein ziemlich bockstarkes Album ist. Auch wenn beim nächsten Mal die eine oder andere Schraube tatsächlich mal wieder etwas gelockert werden darf.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.10.2014
Kenneth Seil
Roberth Karlsson (Growls), Lars Palmqvist (Clean)
Per Nilsson
Henrik Ohlsson
Nuclear Blast
43:27
03.10.2014