SCARECROW N.W.A.? Niggaz Wit Attitudes? Nein, die Österreicher haben nichts mit der Hip-Hop-Crew aus Los Angeles am Hut, N.W.A. steht hier für "New World Annihilation". Ob es an dem sehr sperrig wirkenden Bandnamen liegen mag, dass die bereits 1995 gegründete Band aus Graz über lokale Bekanntheit bislang nicht herausgekommen ist, sei dahingestellt. Tatsache ist aber, dass es mit dem neuen, fünften Album wohl kaum gelingen wird, den Status grundlegend zu verbessern. Das hat vielerlei Ursachen.
Nach dem Abgang des Keyboarders Orestis beim Vorgängeralbum hat die Band wohl eine Kurskorrektur vorgenommen und verzichtet auf "Transgression" auf Samples (weitestgehend), Synthies und Keyboards. Stattdessen wollte man mehr Wert auf Authentizität und Reproduzierbarkeit legen und auch auf Platte so klingen, wie bei den Liveauftritten. Das jedoch geht gründlichst in die Hose, was in erster Linie am katastrophalen Drumsound klingt. Denn so steril und unnatürlich, wie besonders die Bassdrum und die Snare klingen, kann man live überhaupt nicht klingen. Schlimm dabei ist auch, dass das Schlagzeug weit in den Vordergrund gemischt wurde. Es gelingt somit auch nicht, den miesen Sound irgendwann zu ignorieren. Auch bei den Gitarren ist man von einem guten Mischverhältnis weit entfernt. Immer dann, wenn die Leadgitarre zu solieren anfängt (und das ist wirklich oft), wird die Rhythmusgitarre weit in den Hintergrund gestellt, was auch nicht wirklich schön klingt. Zu allem Überfluss ist die Leadgitarrenarbeit oft unsauber und die Soli wirken dudelig und dahingeschludert.
Hier liegt schon so viel im Argen, dass es schwierig wird, mit gutem Songwriting noch das Ruder herumzureißen. Und auch das gelingt den Österreichern nicht. Ihr Dark Metal, der immer mal wieder an SENTENCED zu "Amok"-Zeiten erinnert und mit melodischem Death Metal vermengt wird, wirkt über weite Strecken überfrachtet und ziellos. Die Songs sind nicht flüssig arrangiert, sondern wirken wie die Aneinandereihung verschiedener Parts. Man kann das abwechslungsreich nennen, hektisch und unstrukturiert ist aber zutreffender. Die Band wirkt in ihrem Schaffen reichlich übermotiviert und verliert in den Songs immer wieder den roten Faden. Gesanglich gibt es einerseits grölige Growls, oft gleich auf mehreren Spuren, bei denen die SENTENCED-Assoziation immer mal wieder hervorkommen, in der zweiten Albumhälfte setzt man verstärkt auf Klargesang, der wiederum leicht an DEPRESSIVE AGE erinnert.
Letzlich ist es so, dass SCARECROW N.W.A. einfach zu viel wollen und nicht in der Lage sind, all ihre Ideen in schlüssige Songform zu bringen. Mit orientalisch anmutenden Synkopen ("Technology Of Death") zu arbeiten, ist zwar immer ein netter Einfall, aber auch dieses Element wirkt wahllos eingestreut und macht im Zusammenhang keinen Sinn. Beim als Bonustrack deklarierten "Scarecrow's Song" am Ende versucht man sich gar an einer klischeebehafteten Hymne an den Metal ("Heavy Metal will survive..."), doch auch dieser gutgemeinte Versuch geht letztlich daneben.
FAZIT: Viel gewollt, wenig erreicht. SCARECROW N.W.A. scheitern an ihren überzogenenen Ansprüchen und einem soundtechnischen Debakel und erreichen noch nicht einmal ansatzweise internationales Niveau.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.02.2014
Oliver R.
Bernd K.
Alex. D, Gsputi
Stef K.
Noiseheadrecords
60:53
28.09.2013