Jetzt wird's ernst. Das zumindest ist der erste Gedanke beim Betrachten des unerwartet schlichten Artworks des neuen, achten SCHANDMAUL-Albums. Der Eindruck täuscht jedoch ein bisschen, denn "Unendlich" ist letztlich eine urtypische SCHANDMAUL-Platte geworden, die mit einer abwechslungsreichen Mischung aus fröhlichen Geschichten und ernsteren Songs für jeden Fan etwas zu bieten hat. Somit macht man Änderungen gegenüber den Vorgängeralben auch bestenfalls marginal aus, was angesichts des weitestgehend gleichbleibenden Qualitätslevels, auf dem die Bayern seit Jahren musizieren, indes keinen Makel darstellt.
Das eröffnende "Trafalgar" ist eine typische Nummer, die natürlich die berühmte Seeschlacht zwischen den Briten und den verbündeten Franzosen und Spaniern thematisiert. Das fröhlich-beschwingte und verspielte "Tippelbruder" dreht die Hitschraube genauso nach oben, wie das nochmal stärkere, punkige "Kaspar", hier wird die Geschichte des bayerischen Volkshelden Brandner Kaspar inklusive Volksmusik-Intermezzo erzählt. Das gleichwohl düstere wie auch härtere "In deinem Namen" ist ein gleungener Kontrast mit tollen Licks in den Strophen. Dass das flott-folkige "Bunt und nicht braun" ein Song für Toleranz und gegen jegliche Form der Ausgrenzung ist, liegt auf der Hand. Ebenfalls zügig und den Folk betonend, ist "Mit der Flut" eine recht simple und eher unauffällige Nummer.
Wenn man an "Unendlich" Kritik äußern möchte, dann am ehesten deshalb, weil die Songreihenfolge nicht ganz optimal ist. Denn ab der Ballade "Baum des Lebens" beginnt der ruhigere Teil des Albums, der gleich zwei Instrumentals mit sich bringt und mit dem spaßigen Sauflied "Der Teufel..." nur noch einmal richtig aufs Gaspedal drückt. Die instrumentalen Stücken sind einmal südwesteuropäischer ("Tangossa") und einmal eher irischer ("Little Miss Midleton") Natur und beide recht gelungen. Das erwähnte "Baum des Lebens" und das spätere "Mein Bildnis" sind ein bisschen dröge geraten, die emotionale Ballade "Euch zum Geleit", die auch als Single ausgekoppelt wurde und das abschließende "Märchenmond" sind da klar stärker. Letztgenannnter überrascht ein bisschen mit fast schon post-apokalyptischen Lyrics und nach bedächtigem Beginn und stetigem Crescendo mit einem starken instrumentalen Schlusspart, bei dem Gitarrist Ducky sich solierend austoben darf. Dazwischen liegen mit "Saphira" und "Mittsommer" wiederum typische, aber nicht außergewöhnliche Songs.
FAZIT: Das erwartungsgemäß perfekt produzierte "Unendlich" ist ein in so ziemlich jeder Hinsicht klassisches SCHANDMAUL-Album, dass keinen Fan enttäuschen wird, einige Hits auf Lager hat und das nicht schlechter gewesen wäre, wenn man auf zwei, drei nicht ganz so zwingende Songs verzichtet hätte. Für knappe elf Punkte reicht es trotzdem.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.01.2014
Matthias "Hiasl" Richter
Thomas Lindner
Martin "Ducky" Duckstein, Thomas Lindner
Stefan Brunner
Birgit Muggenthaler-Schmack (Dudelsack, Flöten, Schalmeien), Anna Katharina Kränzlein (Violine, Viola, Drehleier)
We Love Music/Universal
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24.01.2014