Death Metal, Black Metal, (Post) Hardcore, Crust, 70s Rock, Doom, Sludge: Was sich wie das Curriculum des frisch aus der Taufe gehobenen Heavy Metal-Studiengangs an der Uni Eindhoven anhört, ist in Wirklichkeit in etwa das, was SERPENT EATER spielen sollen. So zumindest drückt es ihr Label Alerta Antifascista Records aus und sorgt für mehr, wenn auch anders gelagerte Fragen als Antworten. Dabei hat die wohl drängenste nicht nur mit der Band zu tun: Ist Metal wirklich so berechenbar geworden?
Es hat schon etwas streng Wissenschaftliches, wenn man sich das gerade beschriebene Prozedere vor Augen führt. Da ja sowieso keiner mehr der Meinung ist noch etwas Neuartiges erschaffen zu können, bricht nicht nur eine Retrowelle nach der anderen, sondern auch die systematische Ausdifferenzierung des Genres schreitet in einem nie dagewesenen Tempo voran. Es wird munter experimentell vermischt und gekreuzt und gehofft, dass die Brühe, soweit sie überhaupt zusammen passt, nicht zu sehr nach Labor müffelt. Und um es kurz zu machen: "Hyena" leidet stark unter seinem nicht zu verleugnenden Baukastenprinzip.
Schade ist das allemal, denn alleine schon der Wille über den Tellerrand zu schauen und sehr viel Wert auf eine eigenständige Atmosphäre zu legen, bringt SERPENT EATER ein paar Sympathiepunkte ein. Hinzu kommt, dass die Kölner über einige richtig starke Momente in Form von Riffs und Stimmungen verfügen. Aber genau an dieser Stelle kommt das Konstrukt mächtig ins Wanken, denn die einzelnen Teile entwickeln wenig Durchschlagskraft, wenn sie nicht in den passenden Kontext eingebettet werden. In 'Last Cold Word' gibt es Black Metal-Riffs en masse, während Schwarzmetall in anderen Songs kein Thema mehr ist. Die feine Verzahnung der Melodien zu einem stringenten Song gelingt den Rheinländern nicht. Das führt auch in allen anderen Liedern dazu, dass das wilde Sammelsurium zwar von einer unglaublichen Genrebreite gekennzeichnet ist, das Typische an SERPENT EATER aber vergeblich gesucht wird. Ironischerweise beraubt sich das Quintett damit genau der eigenständigen Atmosphäre, nach der es so krampfhaft sucht.
Eigentlich möchte ich gar nicht so sehr die ausgelutschte "weniger ist manchmal mehr"-Floskel bedienen, aber der Wust an Einflüssen versperrt nun mal die Sicht auf sehr viele Stellschrauben. Man wird aber den Eindruck nicht los, dass SERPENT EATER eigentlich eine Band ist, die mit einer gewissen Berechtigung musiziert. Ihre Vision umfasst viel Dunkelheit, Dreck und Hölle, könnte das aber besser verwirklichen, wenn die Verbindung etwas schlüssiger vorgenommen worden wäre. Wer hat schließlich etwas gegen sludgigen Death Metal oder doomigen Black Metal? Es passt aber irgendwie zur Musik, dass "Hyena" es nicht einmal auf eine halbe Stunde Spielzeit bringt. Natürlich brauchen manche Bands nicht mehr, um auf den Punkt zu kommen, aber gerade bei dem größtenteils im Midtempo gehaltenen Material könnte man schnell auf Idee kommen nur eine EP gehört zu haben. All das macht das Album zu einer wirklich unrunden Sache und führt dazu, dass viel zu schnell ausgeschaltet wird, als dass sich die SERPENT EATER ordentlich vorstellen konnten.
FAZIT: "Hyena" ist zugleich der Fingerzeig auf die Zukunft des Metal, als auch die Warnung vor ihr. Obwohl man SERPENT EATER den Willen und das Talent anhört, geht die Idee unter der Last der zahlreichen Einflüsse baden, die die Band einzubringen gedenkt. Das Album schießt über das Ziel hinaus und sollte im besten Falle als Lehrstunde dienen, sollte eine weitere CD in Planung sein.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.03.2014
Alerta Antifascista Records
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17.03.2014