Es kommt nicht oft vor, dass eine Band in der Einleitung des Presseinfos die negative Einschätzung des Kritikers teilt – aber Keyboarder Henrik Klingengerg hat absolut recht, wenn er davon spricht, dass die Idee, das SONATA-ARCTICA-Debüt „Ecliptica“ in neuer Variante aufzunehmen, absolut hirnrissig ist. Ok, vielleicht leicht übertrieben zusammengefasst, und natürlich bekommt der Finne auch noch die Kurve und bringt ein paar fadenscheinige Argumente hervor, warum „Ecliptica Revisited“ nun doch unbedingt nötig, sinnvoll und sowieso das Tollste seit der Erfindung der Brotschneidemaschine ist (in Wirklichkeit aber vermutlich rechtlichen Problemen mit der früheren Plattenfirma geschuldet ist).
Fakt aber ist: Wenn MANOWAR Prügel für die Neueinspielung ihrer alten Alben bekommen, dann müssen SONATA ARCTICA für ihre durch und durch uninspirierte, lustlos heruntergeholzte, leblose und in jeglicher Hinsicht überflüssige Neueinspielung ihres fast schon legendären Debüts geteert, gefedert, gerupft und gevierteilt werden. Alles an „Ecliptica Revisited“ ist ein Ärgernis. Das klinisch ratternde Schlagzeug, das fast durchgehend 1:1 nachgespielte Songmaterial mit lediglich marginal geänderten Arrangements, die sich fast nur in den Gesangslinien von Tony Kakko wiederfinden.
Den damals vorhandenen naiven Charme des unbekümmerten Debüts ist man natürlich zu keiner Sekunde in der Lage zu reproduzieren. Und auch wenn die Songs im Grunde genommen unkaputtbar sind: SONATA ARCTICA schaffen es, Perlen des frühen melodischen Power Metals wie „Blank File“, „8th Commandment“, „Replica“ oder „Fullmoon“ komplett lust- und seelenlos zu verhunzen, dass man jegliches Interesse an ihnen verliert – und das, obwohl die Songs den „test of time“ seit 15 Jahren durchaus überstanden haben.
FAZIT: SONATA ARCTICA sind und bleiben ein Mysterium. Nach den anfänglichen Triumphzügen durch den Melodic Power Metal bringt man anschließend mit verkrampft-verkopftem Progressive Metal einen Großteil der Fans gegen sich auf, kriegt zuletzt auf „Pariah’s Child“ doch noch wieder die Kurve und versucht nun mit der Brechstange, sich auf die frühen Tage zu besinnen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Fans angesichts dieser bodenlosen Frechheit namens „Ecliptica Revisited“ das tun, was sie schon in der Phase von „Unia“ bis „Stones Grow Her Name“ machten: Der Band die rote Karte zeigen.
Punkte: 1/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.10.2014
Pasi Kauppinen
Tony Kakko
Elias Viljanen
Henrik Klingenberg, Tony Kakko
Tommy Portimo
Nuclear Blast
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24.10.2014