Mit „ A Girl Called Cerveza“, dem letzten Studioalbum, hatte der Verfasser dieser Zeilen TANKARD im Grunde genommen schon abgeschrieben. Wenn man sich im Vergleich dazu das neue, 16. Studioalbum „R. I. B.“ anhört, muss man schon fast auf die Idee kommen, dass seinerzeit ein falsches Album in der CD-Hülle steckte.
Sei’s drum, TANKARD klingen auch 2014 zu 100 Prozent nach TANKARD, auch wenn die Hessen-Thrash-Könige den Blick zur Seite an der einen oder anderen Stelle zugelassen haben. Mit den drei Hochgeschwindigkeits-Hit-Granaten „War Cry“, „Fooled By Your Guts“ und „R. I. B. (Rest In Beer)“ macht man gleich zu Beginn klar, dass man hier keine Gefangenen machen will. Oder, um im Duktus der Band zu bleiben: Keine Bierflasche ungeöffnet lassen möchte. „Riders Of The Doom“ nimmt anschließend den Fuß vom Gas (und offensichtlich den Kopf aus dem Englisch-Grammatik-Duden, denn korrekt wäre natürlich „Riders Of Doom“). Der lässig groovende Song punktet aber dennoch mit fetten Gitarren, einem wuchtigen Arrangement und einem Refrain, dessen Comedy-Qualitäten eine wandelnde Witzallergie wie Mario Barth einmal im Leben gerne hätte.
In dieser Schlagzahl geht es munter weiter: „Hope Can’t Die“ gefällt mit feinen Gitarrenharmonien und einem für TANKARD-Verhältnisse annähernd komplexen Songaufbau, „One Hit Wonder“ und „Breakfast For Champions“ sind dann wieder in die Kategorie „steil und schnell“ einzusortieren, insbesondere letztgenannter Song gräbt sich nachhaltig in die Gehirnwindungen ein. „Enemy Of Order“ dürfte einer der heftigsten Songs sein, den die Hessen in ihrer mittlerweile über 30-jährigen Karriere verzapft haben, kombiniert die rüpelhafte Rumpelattitüde der frühen Tage mit im Laufe der Jahre erlernter spielerischer Klasse, gipfelt in einem herrlich angepissten Refrain, permanent unterlegt von Hoppelgaloppel-Uptempo-Drums. „Clockwise To Deadline“ kann angesichts der Hitmasse da als einziger Song nicht zu 100 Prozent mithalten, doch dafür gibt’s zum Abschluss mit „The Party Ain’t Over Til We Say So“ einen Song, der hält, was der Titel verspricht: Thrash with thurst, der auf der einen Seite die typischen Band-Trademarks aufweist, also aggressiv gesetzte Gitarrenriffs und die good old Teutonen-Thrash-Tempokeule, allerdings auch außergewöhnlich melodische Parts und einen durch und durch partykompatiblen Refrain.
FAZIT: Wer hätte das gedacht? TANKARD legen mit „R. I. B.“ eines der stärksten Alben ihrer Karriere vor. Viel Speed, viele Gitarren, viele Mitgröhl-Hits, die man schon nach dem zweiten Hören bestens im Kopf hat – „R. I. B.“ macht Spaß. Und zwar so viel Spaß, dass ich jetzt doch noch einmal in der Hülle von „A Girl Called Cerveza“ nachgucke, ob da auch wirklich die richtige CD drin ist…
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.06.2014
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Nuclear Blast
40:06
20.06.2014