Achtziger-Pop, da war doch was? Genau, selbst wenn man die allseitige Nostalgie außer Acht zieht, kommt man nicht umhin, der damals zeitgeisternden Musik mehr Substanz zu attestieren als dem Gros dessen, was in den folgenden Dekaden aufgetischt wurde. THE CATCH sind vor allem wegen des Titelstücks dieser monströsen Rückschau sowie auftrund der Bearbeitung von CANNED HEATs "On The Road Again" bekannt, erweisen sich aber beim neuerlichen Hören als überraschend zeitlos und - jawohl - musikalisch hochwertig.
"25 Years" enthält selbst heute noch toll arrangierte Synth-Pop-Songs, zumal mit textlichem Unterboden, den heuer keine Sau mehr in diesem Genre bietet, da es mehr denn je von glatten Oberflächen und schönem äußerlichen Schein geprägt wird. Hier verbinden sich die Melancholie von BRONSKI BEAT mit Arschwackler-Schmiss, ein bisschen künstlischer Fahrstuhl-Fusion und britischem New Wave der kommerziellen Sorte. Art Pop, jene ausgestorbene Spielart, darf man ebenfalls heranziehen, wie 'Voices" mit seinem JAPAN- beziehungsweise DALI'S-CAR-Bass belegt.
Ferner zu hören gibt es etwas Reggae mit "Understood", eine Menge funky Zeug wie "Under The Skin", natürlich Balladen vom Schlage "The End Of The Day" und zahlreiche Tanzflächen-Ausputzer der Kategorie "Across the Great Divide", bei denen man sie geradezu vorbeiziehen sieht, die Mode- und Frisurenverbrechen der Achtziger. Multi-Instrumentalist Don Snow, der Kopf von THE CATCH, macht heute zwar New-Age-Muzak, war aber damals dermaßen auf der Höhe der Zeit, dass sich Pop-Produzenten immer noch scheibenweise Handwerkszeug von ihm abschneiden, wenn es um anspruchsvolle Inszenierungen von Massengeschmack geht.
FAZIT: Zugegeben, diese Doppel-CD ist regelrecht inflationär bestückt, und nach der Einfuhr hat man genug Retro, aber das muss alle Naselang sein ... wenn man damals hautnah dabei gewesen oder zumindest aufgewachsen ist. Die 1996er Dancefloor-Fassung von "25 Years" ist indes ziemlich furchtbar, also war das vorangegangene Jahrzehnt in Sachen Pop definitiv besser bestückt.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.06.2014
Don Snow
Don Snow
Andy Duncan, Chris Whitten
Repertoire
76:32 + 77:56
09.05.2014