Huw Lloyd-Jones war Gründungsmitglied und Sänger der britischen Neoprogger ALSO EDEN. Zwei Alben lang, bevor er 2010 von Rich Harding abgelöst wurde. Danach ging er in Klausur, beziehungsweise beschäftigte sich damit, eine neue Band aufzubauen, zu der anfangs noch der (mittlerweile ebenfalls Ex)-ALSO EDEN-Drummer Dave Roelofs gehörte. UNTO US sollte das musikalische Kindchen heißen, und es würde gut zwei Jahre brauchen, um flügge zu werden. Weit hat es sich von seinen ALSO EDEN-Vorfahren nicht entfernt.
Im Gegenteil, hört man „The Human Landscape“ parallel zu den EDEN-Alben unter Lloyd-Jones Beteiligung, fällt einem eine Zuordnung schwer. UNTO US klingen etwas moderner, frischer, aber die Trademarks sind ähnlich. Es quietschen, jubilieren die Keyboards, sorgen gelegentlich für pastorale Stimmung oder schaffen in Klavierform Momente der besinnlichen Ruhe. Alles schon zuvor dagewesen.
Die Songs sind meist im Midtempo gehalten, durch gezielt eingesetztes Beschleunigen und Bremsen nie wirklich langweilig. Nicht so kantig vertrackt wie TRANSATLANTIC und Konsorten, aber auch kein aalglatter Melodic-Prog. Irgendwo dazwischen, der gefühlig-gefälligen Melodie verpflichtet, dennoch bereit die Klassik-Sau rauszulassen. Huw Lloyd-Jones singt dazu mild kritische Lyrics. Sein leicht knödeliger Gesang klingt immer ein bisschen atemlos, am Rande eines nicht besonders umfangreichen Spektrums entlang hechelnd. Ist aber trotzdem (oder gerade deswegen) einer der angenehmen Sorte, mit Wiedererkennungswert.
Das holtert und poltert, die Geigen werden pizzicato simuliert, ab und an klingelt ein Glöckchen, dann versammelt sich die Band wieder und gibt eine tirillierende, symphonische Breitseite ab; die mit einer spaßigen Mischung aus heiligem Ernst präsentiert wird. Drummer Rohan Jordan-Shah freut sich, dass er den Platz von Dave Roelofs einnehmen durfte. Rhythmisch ist „The Human Landscape“ ziemlich abwechslungsreich gestaltet. Alle haben alles gut, redlich und lauschig gemacht, nur nicht neu, aufregend oder gar gefährlich. Obwohl Lloyd-Jones manchmal Luft holt, als würde es gleich was geben. Beim nächsten Mal vielleicht.
FAZIT: Die ersten Minuten von „Boy“ zeigen, wohin die Reise gehen könnte. Wenn sie es denn täte statt bekannte Muster – gekonnt, wohl wahr – abzuhaken. Ein bisschen mehr Mut zum Risiko und aus UNTO US könnte was Eigenständiges werden. Doch im Moment gilt: Also Eden ist ja ganz gut, aber Unto us sind mindestens ebenso knuffig.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.12.2014
Lee Blu-Sky
Huw Lloyd-Jones
Tom Ennis
Alex White
Rohan Jordan-Shah
Svart/Just For Kicks Music
48:09
28.11.2014