Auch in Linköping scheint das Leben nicht besonders schön zu sein: VANHELGA suchen bereits seit 2001 ihr Seelenheil nicht in der Kirche sondern in der feucht modrigen Ummantelung des Todes. Im Dunstkreis von LIFELOVER scheint die Band auch erst nach deren tragischer Einsargung aus dem Schatten gekrochen zu sein und liefert mit „Längtan“ neben ein paar Demos und EPs das bereits dritte Album ab.
Trotz vieler Parallelen zu LIFELOVER kann man VANHELGA nur schlecht als schnöde Kopie abtun. Klar – die schwedischen Vocals mit extremem Kreisch- und Heulgesang erinnern mehr als nur dezent an die Stockholmer Tod- und Krankheitsvertoner. Wenig verwunderlich: Gab Sänger Gabrielson doch genau dort einiges an Vocals zum Besten.
Auch wenn das musikalische Grundgerüst klar dem Depressive Black Metal zuzuordnen ist, bieten die Schweden hier dennoch ihre ganz eigene Interpretation dessen feil: Der Gitarrensound ist sehr eigenwillig, gewöhnungsbedürftig und fast schon zu gewollt räudig. Zudem wirkt die stark kratzige E-Gitarre zur klaren Akustikgitarre als interessanter Gegenpart, der schon wieder viel Eigenständigkeit mitbringt.
Trotz viel Atmosphäre überzeugt das Album insgesamt noch nicht auf ganzer Linie: teils liegt es am miesen, verrauschten Gitarrensound, andererseits bewegt sich das Album durchweg auf einem Level aus Melancholie. An die extremen Vocals gewöhnt man sich als Hörer recht schnell und wird damit auch nur noch selten aus der Talfahrt herausgerissen.
FAZIT: „Längtan“ lebt von seiner Atmosphäre und von der Panik, die der Gesang vermittelt. Die Songs selbst sind insgesamt nicht übel, bieten hier und dort coole Leads, werden dem Hörer aber insgesamt durch den krankhaft, unnatürlich schlechten Sound verleidet. Für Lebensverächter, Hautschneider und Lifelover-Anbeter sicher ein willkommener Happen – für Genießer, die auch gern mal einem ergreifenden Lead im gut produzierten Soundkleid lauschen aber eher eine herbe Ohrfeige.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.06.2014
J. Ottosson
J. Ottosson, J. Gabrielson
J. Ottosson, J. Ejnarsson, D. Wadström
D. Franzén
Art Of Propaganda
65:22
28.04.2014