Neben den üblichen Verdächtigen, die bereits auf dem ersten Sampler von Nordic Notes vertreten waren, erwarten uns auch ein paar faustdicke – oder besser wohl ohrmuscheldicke – Überraschungen auf dem wie gewohnt hinter einem doppelseitigen Digi-Pack verborgenen Silberling. Und wie gewohnt bekommt man auch hier wieder für ganz wenig Geld (Knapp 4 €, wenn ich richtig informiert bin!) viel Musik von den Faröer Inseln, Island, Finnland und Norwegen geboten.
Dieser Nordic-Notes-Sampler ist der erneute Beweis dafür, dass Musik ein Lebensgefühl widerspiegelt, dem wir uns kaum entziehen können. Und er zeigt uns auch, dass beispielsweise unser deutsches, etwas unterkühltes Wesen, dem nordischen Wesen, das doch eigentlich unterkühlter klingen müsste, bedenkt man nur mal die naturgegebenen Voraussetzungen, in vielerlei Beziehung nicht entspricht. Ist es unser Hang nach Großstädten, der uns so hat werden lassen und den man oftmals auch in der Musik, die wir Tag für Tag konsumieren, hört? Diesem setzt „Nordic Notes Vol. 2“ vordergründig den musikalischen Hang nach Natürlichkeit entgegen, der aber beispielsweise im Falle von BYRTA, <a href=" http://vimeo.com/72115114 " rel="nofollow">eine Art elektronischer Folk</a>, auch die „andere Seite“ künstlicher „Clubsound“-Natürlichkeit präsentiert und trotzdem nicht so klingt, als wäre sie für unser europäisches Techno-Lebensgefühl geschaffen.
Demgegenüber erscheint eine <a href=" http://www.youtube.com/watch?v=fdMkm-P8I8E " rel="nofollow">AINO VENNA mit ihrem „Waltz To Paris“</a> wie die französische Entsprechung des nordischen Lebensgefühls, das sofort süchtig macht.
RAGGA GRÖNDAL wiederum, die mit „People Clap Your Hands“, <a href=" http://www.youtube.com/watch?v=UZttMePGjN0 " rel="nofollow"> wie hier auch live zu sehen ist</a>, versteht im besten TORI AMOS-Stil zu faszinieren!
Und erst MYRRA ROS, die mit „Sail On“ es tatsächlich schafft, ihre Zuhörer nicht etwa zum Nachsingen zu animieren, sondern sie mit speziellen Chorpassagen tatsächlich zum Begleitchor werden lässt. Wer's nicht glaubt, der braucht nur mal <a href=" http://www.youtube.com/watch?v=SbWZ17fmhIc " rel="nofollow">auf dieses Video</a> einen Blick zu werfen. Und kann sich danach gleich auf VAR stürzen, ein weiteres Musikprojekt der Musikerin, die mit ihrer ungewöhnlichen Ausstrahlung jedem etablierten Star locker das Wasser reichen könnte.
Aber auch meine All-Time-Faves von ARSTIDIR fehlen nicht! Mit „Ljod I Sand“, bringen sie uns nicht nur das isländische Lebensgefühl näher, sondern offenbaren zugleich, was uns noch viel zu oft abgeht, die Sehnsucht nach Schönklang! Einem Schönklang, der auch im/mit OCHRE ROOM befriedigt wird.
Mit ANNA MARIA begeben wir uns dann in die Welt der Poesie. Die Musikerin verbindet die traditionelle Dichtung von Klassikern mit ihrer Musik und entstaubt altertümlich wirkende Gedichte mit einer modernen Notengebung, während die Finnen HI-LO & IN BETWEEN traditionelle Folk-Songs mit einer gehörigen Portion Pop vermischen.
ELIN KÅVEN aus Norwegen wiederum konfrontiert ihre Hörer mit der Sprache der Sami, die ihr lautmalerische Faszination in Kombination mit schamanischer Pop-Kunst zu einem wahren Ohrwurm werden lässt.
Mit SVAVAR KNUTUR und GUDRID HANSDOTTIR tauchen natürlich auch die „alten Singer-Sonwriter-Hasen“ auf, die auf keinen Fall auf einem Nordic-Notes-Sampler fehlen dürfen.
FAZIT: Wie auch immer man diesen Sampler dreht und wendet – es gibt keinen Schrott oder irgendwelchen Füll-Ballast darauf. Nur Musik die ihren Weg zum Hörer findet, indem sie zuerst überrascht, dann neugierig macht und am Ende begeistert!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.04.2014
Nordic Notes / Beste! Unterhaltung
64:34
28.03.2014