Acht europäische Bands haben sich für diesen Sampler zusammengefunden und präsentieren Lieder, die in irgendeiner Art und Weise mit der Kultur und Tradition der eigenen Heimat zu tun haben. Das sind dann Interpretationen alter Volksweisen, Coverversionen von Folk-Musikern oder eigene Songs, in denen traditionelle Melodien Verwendung finden. Vorab: eine deutsche Band ist nicht dabei.
In einer Zeit, in der Kultur, Volkszugehörigkeit, Sprache, Religion und Territorien für politische Zwecke ausgebeutet werden, wollen die beteiligten Musiker eine andere Geschichte über die wahre Bedeutung von Heimat erzählen. Ob hier Begriffe wie Patriotismus oder gar Nationalismus anzubringen sind, ist anzuzweifeln. Andererseits rümpft man hierzulande schnell die Nase, wenn deutsche Musiker so etwas machen würden, bei Iren wiederum findet man es allgemein romantisch und auf schöne Art und Weise heimatverbunden. Es ist folglich nicht ganz einfach, dieses Projekt fernab jeglicher Politik zu betrachten, auch weil mit dem Ukrainer Roman Sayenko von DRUDKH jemand federführend war und die Bands ausgewählt hat, der den einen oder anderen braunen Fleck auf der Weste hat. Löst man sich jedoch von allen politischen Gedanken, so ist "One And All, Together, For Home" eine schöne Zusammenstellung geworden.
Die wohl bekannteste Band auf diesem Sampler, nämlich PRIMORDIAL eröffnet und beschließt, dabei ist "Dark Horse On The Wind", eindringlich und nicht ganz rund mit spärlicher Instrumentierung gesungen, das Stück, das am tiefsten im Gedächtnis bleibt. Das traditionelle "The Foggy Dew" ist eine irische Ballade, die von der ganzen Band gesungen wird und ebenfalls ohne Gitarren auskommt. Die Flötentöne der beiden DRUDKH-Stücke sind ein bisschen anstrengend, hier dürften auch die Anhänger von Mittelaltermusik Gefallen haben. Die drei Stücke der Finnen HÄIVE sind mit am metallischsten ausgefallen, man setzt zudem auf eine Epik, die man von MOONSORROW kennt. Weitestgehend akustisch, mit Klavier und Streichern vermitteln die beiden düsteren Stücke ein anderes Bild der norwegischen Pagan Metaller KAMPFAR. Wiederum mit drei Stücken sind WINTERFYLLETH aus England vertreten, alle drei mit Akustikgitarren, Geigen sowie einer männlichen und einer weiblichen Stimme versehenen Stücke sollten auch bei Neofolkern auf Gegenliebe stoßen.
MONDVOLLAND präsentieren ein das dreiteilige "Montferland", die Niederländer sind dem Folk Metal zuzuordnen und eine der wenigen Bands, die mit verzerrten Gitarren agiert. Mittelaltermarkt-tauglich und mit auffälligem Gekrächz ist der einzige Song der Franzosen HIMINBJORG auffällig geworden, während Portugal AVA INFERI ins Rennen schickt. Mit Frauengesang und schönem Fado-Part eines der besten Stücke auf der Zusammenstellung.
Insgesamt ist "One And All, Together, For Home" eine gelungene, musikalisch aber nicht durchgehend mitreißende Angelegenheit, für die man zumindest eine Vorliebe für ruhige, folkige Klänge braucht. Wer an die Anschaffung denkt und einen Plattenspieler besitzt, sollte aber unbedingt auf das 3-fach-Vinyl zurückgreifen, das über Ván Records erscheint und in seiner überaus edlen Aufmachung dem Labelstandard gerecht wird. In dieser Version dann wohl doch eine Pflichtanschaffung.
FAZIT: Musikalisch ansprechendes, optisch hochklassiges Kulturgut.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.05.2014
SOM Underground Activists/Ván Records
87:32
23.05.2014