„Architect“ ist das vierte Album der irischstämmigen Musikerin WALLIS BIRD, die mittlerweile in Berlin lebt. Diesen Großstadteinfluss merkt man dem Werk an. Clubtauglich, partytauglich und trotzdem Musik, die man auch gespannt im stillen Kämmerlein hören kann.
Kantiger, spröder Rock, sehr ökonomisch in Szene gesetzt, trifft auf mutierten Electro-Funk sowie sperrige Balladen, die von der akustischen Gitarre und raunendem Chor begleitet werden („Hammering“). JONI MITCHELL zur Rush Hour („Communion“), KATE BUSH im Avantgarde-Modus („Holding A Light“), wobei sich BIRDs spröde Stimme von der Sangeselfe weidlich unterscheidet. Gelegentlich, bei den ganz spartanisch instrumentierten Songs werden gar Erinnerungen wach an PETER HAMMILL in seiner „Future Now“, „PH7“-Phase Ende der 80er.
Doch WALLIS BIRD bleibt etwas Eigenes. Eine Künstlerin, die zum Ausdruckstanz in die Indie-Disco lockt, „Hardly Hardly“ – wenn das nicht Hitpotenzial besitzt, was dann? -, sich durch diverse Spiel- und Stilarten der modernen Musik rockt; besinnlich sein kann, auf eine Art, der jedes flauschige Sentiment fremd ist. Dabei bleibt „Architect“ ein durchaus homogenes Album, das durch die prägende Persönlichkeit seiner Schöpferin gebündelt wird.
FAZIT: Sie raunt, flüstert, schreit, singt: WALLIS BIRD reichen ein bisschen Rhythmus und ein paar Verfremdungseffekte, um einen überzeugenden Song und Sound zu kreieren („I Can Be Your Man“). Sperrig, seelenvoll, mit Melodien, die nicht nur zum Kopfnicken einladen. Diese Architektin erschafft ein Haus, in dem man wohnen und Feten feiern kann. Man sollte allerdings damit klarkommen, dass keine Tapeten verkleistert, sondern die vielfältigen Farben direkt auf den rohen Putz geklatscht wurden.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.05.2014
Michael Vinne
Wallis Bird, Aoife O' Sullivan
Aidan, Wallis Bird
Wallis Bird
Christian Vinne
Aoife O' Sullivan
Bird Records/Rough Trade
39:04
11.04.2014