Nach der Compilation „Ready To Command 2010“, die die 83er-EP „First Strike“ und das 85er-Album „The Enforcer“ der Düsseldorfer Speed-Metal-Legende WARRANT zusammenfasste, ist die Veröffentlichung eines Comeback-Albums keine ganz große Überraschung mehr. „Metal Bridge“ ist also das erste „echte“ WARRANT-Album seit annähernd 30 Jahren.
Und auch wenn die Gralshüter des Underground aufstöhnen werden: „Metal Bridge“ ist KEINE 80er-Jahre-Freakshow, die stumpf und dumpf früheren Band-Heldentaten wie „Nuns Have No Fun“ oder „The Enforcer“ nacheifert. Natürlich, natürlich, jetzt mal ganz schnell zum Baldrian gegriffen, nur die Ruhe: Auch auf dem zweiten Album regiert reinrassiger Heavy Metal, überwiegend im gestreckten Galopp serviert. Doch legen WARRANT 2.0 – von der ursprünglichen Besetzung ist nur noch Bassist und Sänger Jörg Juraschek an Bord – heutzutage eine dezent weiter gefasste Formel ihres Sounds an den Tag. Es gibt mehr melodische Einschübe, und wenn man hier und da – oh guck mal, guck mal, da hinten, dreh dich mal um, ist das Superman? – HAMMERFALL als Vergleich in den Ring schmeißt, dann werden die Szenewächter natürlich reihenweise ihre Contenance verlieren, doch an der einen oder anderen Stelle („All The Kings Horses“) orientiert man sich in Sachen Eingängigkeit und hymnischer Aufbereitung durchaus an den streitbaren Schweden.
Doch, keine Sorge: Das sind nur Zwischentöne. Überwiegend gibt „Metal Bridge“ der Kutten-und-Keep-It-True-Fraktion amtlich auf die Zwölf. Rasante Gitarrenattacken, schneidende Vocals, thrashige Parts – auch fast 30 Jahre nach „The Enforcer“ zeichnen sich WARRANT überwiegend durch kompromisslose Härte aus. Nur eben eine Spur aufgelockerter als 1985, vielleicht sogar eine Spur – darf man das sagen? – fröhlicher. Die Neuaufnahmen von „Ordeal of Death“ und „The Enforcer“ hätte man sich dagegen vielleicht sparen können, auch ohne die beiden Klassiker im neuen Gewand wäre niemand auf die Idee gekommen, eine zu kurze CD-Spielzeit zu monieren.
FAZIT: Die einzig wahren WARRANT sind zurück, und sie begehen nicht den Fehler, sich dogmatisch an die alten Werte zu klammern. „Metal Bridge“ ist ein Album, das alle alten Anhänger zumindest zufriedenstellen sollte, das aber nicht so verbohrt und engstirnig klingt, dass alle nach 1965 Geborenen abgeschreckt werden. Purer Heavy Metal zwischen EXCITER, METALLICA oder PARADOX, mit ein paar melodischen Einsprengseln – das kann sich auch im Jahr 2014 absolut sehen und hören lassen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.10.2014
Jörg Juraschek
Jörg Juraschek
Dirk Preylowski
Thomas Rosemann
Pure Steel
65:42
31.10.2014