Nachdem bereits die vorangegangen Alben stets gute Kritiken einheimsen konnten, gelang es dem US-amerikanischen Sextett spätestens 2012 mit dem selbstbetitelten "Whitechapel", an die Spitze des modernen Death Metal vorzustoßen. Mit "Our Endless War", dem nunmehr fünften Longplayer der Südstaatler, gilt es folglich, sich an der eigens gesetzten Messlatte zu orientieren.
Ein kurzes Intro später ist direkt klar, dass sich an den Hauptzutaten nichts verändert hat. Noch immer werden unterschiedlich komplexe Stakkato-Riffs, Midtempo-Groove-Walzen, explosive Blast-Passagen und atmosphärische Elemente miteinander vermengt. So klingt der eröffnende Titeltrack wie die logische Konsequenz des vergangenen Materials, ohne dabei eine deutliche Weiterentwicklung erkennen zu lassen. So bietet beispielsweise das bereits vorab veröffentlichte "The Saw Is The Law" neben MESHUGGAH-Zitaten und reichlich Tempowechseln viel Vertrautes und wenig Neues.
"Our Endless War" klingt wie der Versuch, es den Fans recht zu machen und mit dem neuen Material einen Querschnitt des vergangenen Schaffens abzubilden. Dies lässt sich sicherlich zwiespältig auffassen, im Falle des Rezensenten führt es jedoch weniger zu nostalgischer Euphorie als vielmehr zu herber Ernüchterung. Diese manifestiert sich spätestens mit dem Duo aus "Let Me Burn" und Worship The Digital Age", das gar Parallelen zu den Landsmännern von EMMURE erkennen lässt und lahmes Songwriting mit stellenweise zutiefst banalen Riffs kombiniert und so einen absoluten Tiefpunkt markiert. An dieser Stelle gilt es jedoch, dem Drang standzuhalten, einfach wieder "Whitechapel" einzulegen, denn die zweite Hälfte von "Our Endless War" liefert dann endlich doch noch die ersehnte Kost. Zunächst darf sich Drummer Ben Harclerode in "How Times Have Changed" austoben und sein ebenso versiertes wie kreatives Spiel zur Schau stellen, bevor das Sextett mit "Psychopathy" kollektiv wieder zu alter Stärke findet und gekonnt atmosphärische Passagen mit zügelloser Aggression verbindet. Auch das daran anschließende "Blacked Out" steht dem in nichts nach und hinterlässt nichts als verbrannte Erde, bevor man mit "Diggs Road" einen ebenso melodischen wie epischen Schlusspunkt setzt.
FAZIT: WHITECHAPEL machen es dem geneigten Hörer mit Album Nummer fünf nicht einfach. Nebst schwankender Qualität hat dieser auch mit einem etwas verwaschenen Sound beziehungsweise unglücklichen Mix-Entscheidungen zu kämpfen, wodurch sich einige Details und durchaus ausgeklügelte Arrangements erst nach einer Vielzahl von Durchläufen offenbaren. Genaues Hinhören und Geduld werden so zwar letztlich auf "Our Endless War" belohnt, das Niveau von "Whitechapel" jedoch deutlich verfehlt.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.04.2014
Gabe Crisp
Phil Bozeman
Ben Savage, Zach Householder, Alex Wade
Ben Harclerode
Metal Blade Records
38:57
25.04.2014