Verdammte Axt! Da hat einer mal 'ne dufte Idee, schon laufen sie alle hinterher. Ja, Doom-Bands mit Frauengesang sind 'ne feine Sache, aber bei der gefühlt 1001. Band wird's dann irgendwann oll. Das Schlimme ist, dass unter solch einer Übersättigung des Marktes auch immer diejenigen Gruppen leiden, die schon etwas länger dabei sind.
WITCH MOUNTAIN mögen nicht als Erste darauf gekommen sein, dass melodisch-feine Frauenstimmen ein interessantes Kontrast zu tonnenschweren Gitarrenriffs darstellen, aber als sie 2011 ihr erstes Album mit Frontfrau Uta Plotkin veröffentlichten, war das noch eine charmante Entscheidung. Drei Jahre später schießen die Nachahmer wie Pilze aus dem Boden und sind leider nicht immer qualitativ hochwertig bestückt.
Allerdings war WITCH MOUNTAIN schon immer eine eigensinnige wie eigenständige Band und das wird sie dem neuen Album nach zu urteilen auch bleiben. Auch trotz des Ausstiegs von Frau Plotkin, die sich zu etwas Neuem berufen fühlt und der Möglichkeit, dass nach ihr wieder ein Mann das Mikro schwingt. Einzigartig macht die Band, dass ihr die Geschwindigkeit jenseits von kriechend-schleppend völlig fremd zu sein scheint, ohne aber dass sie Doom in seiner Reinform zelebriert. Vor allem bluesige Soli und Jams haben es den Amis angetan, die zusammen mit der gezügelten Geschwindigkeit fast immer in überlangen Songs münden. "Mobile Of Angels" macht da keine Ausnahme, die Qualität lässt aber dann doch zu wünschen übrig.
'Psycho Animundi' ist ein unbequemer Schleicher, der vor allem von seinem schweren Grundriff und der tollen Stimme Utas profitiert, ansonsten ist der Song einfach zu lang. Zwei Riffs, diverse Leads und ein ruhiger Mittelteil, das ist alles, was in den fast 9 Minuten Spielzeit passiert und selbst für Doomverhältnisse ein bisschen dünn ist. In 'Can't Settle' darf sogar ein bisschen gegrowlt werden, was ganz gut zum gruseligen, von Doublebass begleiteten Mittelteil passt und auch der bluesige Song an sich gefällt. Aber es dämmert einem so langsam: Auf viel Abwechslung braucht man nicht zu warten.
Genau in diesem Moment wissen WITCH MOUNTAIN dann aber doch zu überzeugen. 'Your Corrupt Ways (Sour The Hymn)' offenbart das Potential einer Band, der Gefühl tausendmal wichtiger ist, als strikt nach Genrevorlagen ihr Pensum abzuliefern. Dieses Mal sind die 10 1/2 Minuten nicht zu lang, sondern genau richtig. Genauso langsam wie emotionsgeladen sich diese Ballade aufbaut, ergibt sich immer mehr des eigenen Körpers einer fast schon vermisst geglaubten Art von angenehmer Gänsehaut. Genial!
Aber viel mehr kommt im Anschluss nicht. Der Titeltrack entpuppt sich (man hätte es bei der Länge ahnen können) als Interlude, das zwar gelungen ist, aber einen faden Beigeschmack hinterlässt. Bewertet man streng, dann gibt es auf "Mobile Of Angels" gerade einmal vier Songs und mit dem Hintergrundwissen, dass der letzte Song ebenfalls balladesk daher kommt, bleibt die ganze Scheibe in ihrem Aufbau unschlüssig. 'The Shape Truth Takes' ist zwar auch nicht schlecht (dafür ein wenig pathetisch), nach dem Hammerteil in der Mitte wirkt sie aber einfach deplatziert. Davor muss es doch nochmal auf die Fresse geben, ein bisschen Lockerheit, damit der Kloß im Hals verschwindet.
Es fehlt also an Abwechslung, an einem roten Faden und vor allem an Dynamik. Es muss ja nicht gleich Highspeed à la CROWBAR sein, aber ab und an mal das Gaspedal etwas beherzter zu betätigen, würde den Jungs und Mädels aus Portland sicher nicht schaden. Oder wenn das einfach nicht gewünscht, tut es auch das ein oder andere schweinegeile Riff, wie auf den bisherigen Alben.
FAZIT: Die Abschiedsplatte für Frontfrau Uta Plotkin kann es leider nicht mit den Vorgängern aufnehmen. "Mobile Of Angels" fehlt es an einem intelligenten Aufbau, an Abwechslung (auch was das Tempo angeht) und schlussendlich auch an Härte. Zwar ist 'Your Corrupt Ways...' ein herzzerreißendes Gänsehautmonster vom Feinsten, den Härtekontrast lassen WITCH MOUNTAIN aber über weite Strecken vermissen. Das hört sich unterm Strich zwar sehr negativ an, die Songs bleiben aber durchweg ordentlich bis gut, nur im Vergleich zum bisher Geleisteten ist die Platte einfach schwach.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.09.2014
Charles Dingus
Uta Plotkin
Rob Wrong
Nathan Carson
Profound Lore Records
38:48
03.10.2014