Klotzen statt Kleckern war schon immer das Motto von WITHIN TEMPTATION. Mit dem mächtigen Live-DVD/CD-Bundle „Let Us Burn“ setzen die niederländischen Breitwand-Rocker allerdings nochmals einen drauf. Gleich zwei außergewöhnliche Konzerte finden sich auf – je nach Version – Blue-Ray, DVD und/oder CDs. Zum einen wurde 2012 im belgischen Antwerpen ein opulentes Konzert mitsamt Orchester filmisch in Szene gesetzt, zum anderen findet sich das ausverkaufte Heimspiel in der Amsterdamer Music Hall aus dem Frühling 2014 für die Ewigkeit festgehalten.
Antwerpen oder Amsterdam – Hauptsache, WITHIN TEMPTATION. Die Band um Sängerin Sharon den Adel bietet perfekt inszenierte Shows, die vor Funkenschlag, Pyros, Lichteffekten und Videosequenzen nur so strotzt. Die Hauptprotagonistin wechselt dazu ihre Bühnenleidung, bewegt sich zwar manchmal ein wenig ungelenk oder wie im Tae-Bo-Training, freut sich aber wie ein Honigkuchenpferd über die euphorischen Reaktionen der Fans, die glückselig die zahllosen Hits der Band mitsingen. Natürlich wirken sowohl der Auftritt mit Orchester als auch das Abschlusskonzert der „Hydra“-Europatournee so perfekt in Szene gesetzt, dass an mancher Stelle ein wenig das kühle Gefühl einer sterilen Produktion aufkommt. Da wundert es auch nur kaum, dass bei den Songs, die auf den Studioalben mit Gastsängern aufgenommen wurden, deren Parts nicht von den Adel übernommen, sondern per Konserve eingespielt werden– unterstützt von Videosequenzen der jeweiligen Protagonisten wie Tarja Turunen oder Xzibit.
Spontaneität kommt hier nur selten auf, etwa dann, wenn den Adel, nur von einer Akustikgitarre unterstützt, „Whole World Is Watching“ intoniert. Ansonsten ist vieles durchgestylt, eben perfektioniert – wer allerdings in die glückseligen Gesichter der immer wieder von den Kameras eingefangenen Fans blickt, der merkt, dass diese Kritik an denen abperlt, die diese Band lieben. Musikalisch gibt’s ohnehin nichts auszusetzen, die Setlisten der beiden Konzerte unterscheiden sich wohltuend deutlich voneinander, lediglich ein paar Standards der Sorte „Stand My Ground“ oder „Mother Earth“ sind auf beiden Gigs vertreten gewesen. Beide Konzerte dokumentieren zudem eindrucksvoll, wie sich die Band vom sinfonischen NIGHTWISH-Metal mit dramaturgisch latent überhöhtem Bombast weg entwickelt hat, hin zu einer Rock-/Hardrock-Band, die zwar immer noch sinfonische Elemente aufbietet, aber doch deutlich kompakter auftritt und mit prägnanten Melodien die Massen erreicht.
Weder am Sound noch an der Kameraführung gibt es etwas auszusetzen; die Schnitte sind nicht zu hektisch ausgefallen, auch die Mischung aus Totalen, Nahaufnahmen und Schwenken ins Publikum weiß zu gefallen, so dass als
FAZIT nur noch hinzuzufügen ist, dass WITHIN TEMPTATION mit „Let Us Burn“ ein absolutes Referenzwerk gelungen ist, das nicht nur eingefleischten Fans der Band ans Herz zu legen ist.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.11.2014
Jeroen van Veen
Sharon den Adel
Ruud Jolie, Stefan Helleblad
Martijn Spierenburg
Mike Coolen
BMG/Rough Trade
170:00
14.11.2014