Die zweite Scheibe der Münsteraner YSMA unterscheidet sich recht deutlich vom Debüt der Band, nicht zuletzt durch das seit Neustem dominanten Keyboard. "Fourth Wall" gerät so zu einem ganzheitlichen Werk oft düsterer, aber dennoch hinreichend farbiger Art, um langfristig zu fesseln und die Band für höhere Weihen zu empfehlen.
Ersteres ergibt sich zwangsläufig, weil die Stücke der Scheibe generell sehr lang sind, denn YSMA lassen sich Zeit zum Aufbau, wobei man als Hörer deutlich erkennt, dass hier auf ein Ziel hin komponiert und nicht willkürlich improvisiert wurde. Vielleicht kommt das Ganze dem einen oder anderen gerade deshalb speziell in den eher rhythmischen Momenten zu mathematisch vor, aber von Formelhaftigkeit kann wieder auch keine Rede sein, denn dazu agieren die Musiker schlicht zu unberechnebar.
Die bunten Synth-Sounds von fast surrealistisch bis klassisch (Hammond) bereichern das mitunter sperrig kalt und dann doch wieder gelöst anmutende Material ungemein. Einige Passagen ("Limelight", "Jester") klingen stimmmungsmäßig an die letzten beiden OPETH-Werke an, aber dies natürlich auf nicht ganz so himmelhaushohem Niveau.
Ein gerütteltes Maß an nicht selbstzweckhafter Virtuosität kommt hinzu, nicht zu vergessen malerische Momente wie während "Four Seconds West" oder auch mal ein betörender Akustik-Moment ("Sun Pt. 1 - Aurora"). In dieser Form ist auf jeden Fall weiterhin mit YSMA zu rechnen.
FAZIT: "Fourth Wall" ist ein in sich geschlossenes Album mit vielen Facetten von malerisch bis heavy schleppend. Wer sich für den (deutschen) Nachwuchs erwärmt und auf progressiven Instrumental-Stoff steht, sollte YSMA auf dem Schirm behalten.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.09.2014
Alex Schenk
Daniel Kluger, Fabian Schroer
Arne Timm
Jens Milo
Henk Humberg (Flöte)
Eigenvertrieb
55:15
27.09.2014