Adrian Weiss. Genau, der gute FORCES AT WORK-Gitarrencrack, der mit "Big Time" bereits eine Solorunde (die von Kollege Ganser nicht allzu wohlwollend bewertet wurde) absolviert hat und mittlerweile auch bei der Power-Metal-Band GLORYFUL den Gitarrenhals wringt und würgt. Vor einigen Monaten wagte sich Weiss dann an "Easy Game" und erweiterete sein Solospektrum deutlich. Gerade die metallischen Töne sind präsenter geworden, was man gleich beim Opener "Awkward Silence" zu spüren bekommt, der mit einer herrlich abgefahrenen Slap-Gitarren-Technik in die Lauschflure links und rechts am Kopf stolpert.
JOE SATRIANI ist natürlich auch auf diesem Album ein stets präsenter Einfluss, so auch STEVE VAI aber es lässt sich vermuten, dass der gute Mann auch sehr gern NEVERMORE respektive JEFF LOOMIS auf den heimischen Plattenteller legt. Gelegentlich finden sich auch zart eingestreute Jazzelemente in der Melodik wieder, andere Melodiefolgen und Harmonien könnten allerdings genauso von alten IRON MAIDEN- oder von frühen IN FLAMES-Werken stammen - nur technisch edler und anspruchsvoller. Bei "Hacienda" hingegen haben sich die MESSER CHUPS in einem Western verirrt, bevor die harten Bretter auf den Sand geknallt werden und ein unbekanntes Flugobjekt einen Sologitarristen auf den Holzplanken absetzt. Auch Klassikanleihen werden auf "Easy Game" hörbar. Und "Second Sunrise"? Das klingt, als hätten sich SPASTIC INK auf einmal sämtlicher Komplexität entledigt und würden Regenbögen furzend über saftige Wiesen ringelreihen - die positive Beschwingtheit steckt an, die Verspieltheit ist mehr eine aus den Fingern in die Saiten gleitende Phantasterei.
Es wäre wenig edel, noch groß auf weitere Songs einzugehen, und es wäre mit Sicherheit auch nicht im Sinne des Musikers, seine instrumental erzählten Geschichten zu sehr auseinanderzupflücken, denn vorliegendes Album, auf welchem einige Gastmusiker zu Ton kommen, ist eine kleine Entdeckungsreise durch die Welt der virtuosen Gitarrenmusik. Durch eine Welt, in der Prätentiosität und Selbstzweck keinen Platz haben.
FAZIT: Während zahlreiche Instrumentalalben aus der Rock- und Metalszene, die zudem noch hochtechnisch ist, durch ihren schallwellendokumentierten Narzissmus nerven und langweilen, schüttelt ADRIAN WEISS ein angenehm unverkrampftes Album aus dem Ärmel, welches auch nach unzähligen Durchgängen von erstaunlicher Ergiebigkeit zeugt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.02.2015
Marcel Willnat
Adrian Weiss
Lars Zenner
Eigenproduktion
52:48
06.07.2014