Dass DEFEATERs Derek Archambault mit ALCOA auf Solopfaden schreitet, ist eine der glücklichen Fügungen im Alternative- beziehungsweise Hardcore Bereich. Dies erkannte man schon bei der Veröffentlichung des Debüts der Gruppe, und "Parlour Tricks" bestätigt den Verdacht fast schon erwartbar.
Was für ALCOA eingenommen hat und weiter einnimmt, ist Archambaults konstruktive Melancholie und geschickte Hand für vordergründig allgemeinverträgliche, aber nicht seicht kommerzielle Formatstücke, deren Arrangements auf dem aktuellen Werk der Gruppe bunter denn je ausfallen: Country-Slide-Gitarre allerorts, Heartland-Rock-Anleihen (man stelle sich "All Dolled Up" und "For Holden" 20 Jahre jünger und speziell gesanglich so alt wie Boss Springsteen in seiner Solo-Frühphase vor …) und schlichte Singer-Songwriter-Momente ("It Won't Get Better", "13 Years Bad Luck") machen "Parlour Tricks" aus, doch daneben schwimmt sich Derek vor allem im Mittelteil der Platte spartenfrei.
Die schwebende Anmutung im Auge des leisen Sturms ("Always Chasing Me" bis "Poison Acquaintance") verleihen dem Album eine bestechende Dynamik, deretwegen es fast wie an der Achse "Come & Go" gespiegelt wirkt. Dass es nur einstweilen laut wird, ist dabei überhaupt nicht schlimm.
FAZIT: "Parlour Tricks" ist so herzlich wie sein Vorgänger, aber noch mehr ein Gesamtwerk - gleichwohl mit einzeln funktionierenden Stücken - mit außergewöhnlichem Spannungsbogen, das man als Freund zeitgenössischer Americana ohne Rotnacken kennen muss.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.03.2015
Derek Archambault, Alyssa Archambault, Josh Craggy, Mike Moschetto, Blake Seale, Calvin Joss
Bridge 9 / Soulfood
41:01
21.02.2015