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Animation: Machine Language

Stil: Jazz/Electronica/Cyberpunk Opera

Cover: Animation: Machine Language

„Machine Language“ ist das Vermächtnis des Saxophonisten, Flötisten und großartigen Arrangeurs Bob Belden, der am zwanzigsten Mai dieses Jahres in New York an den Folgen eines Herzinfarkts verstarb. Er wurde 58 Jahre alt.

„Do Androids dream of electric sheep?“ fragte Philipp K. Dick vor siebenundvierzig Jahren, 1982 jagte Detektiv Deckard in der einflussreichen Verfilmung des Buches als „Blade Runner“ flüchtige Replikanten und sah sich mit Fragen nach Bewusstsein, Träumen und der Existenz einer Seele bei künstlichen Wesen konfrontiert. ANIMATION erweitert diese Fragestellung um den Punkt Imagination als verbindendes Mittel zwischen der Welt der Menschen und der Maschinen. Kein Krieg der Roboter, der in einer Apokalypse endet, die Terminatoren erzeugt, sondern der Wunsch mittels der Kraft der Vorstellung, insbesondere im Nachvollziehen eines anderen Seins, eine geeinte, lebenswerte Welt zu schaffen. Nachdem es gelungen ist, die Menschheit von ihrer destruktiven Denkungsart, die jede Bewusstseinserweiterung als Konflikt und nicht als Möglichkeit sieht, zu befreien. Kurz: Möglichkeiten und Chancen erkennen statt gewaltbereit in Gefechtsposition zu gehen.

Kurt Elling übernimmt dabei die Rolle des sonoren, einprägsamen Erzählers, der umgarnt wird von der verfremdeten Trompete Pete Clagetts, im besten, späten Miles Davis-Modus, Bill Laswells pumpendem Bass sowie irisierenden, elektronischen Tastenspielereien und Soundscapes. Die Musik bewegt sich spielerisch zwischen Jazz, Trip Hop, spacigen Soundscapes und ambienten Strukturen. Das Schlagzeug sorgt für einen federnden, antreibenden Rhythmus, vor dem sich die anderen Instrumente innig und druckvoll ausmehren. In gedrosseltem Tempo, ohne Angst in freiere Gefilde auszubrechen und dem Vermögen solistisch mit sehnsuchtsvoll verhallenden Klängen große Räume zu füllen. Beldens Produktion ist dynamisch, klar und von einer Leichtigkeit, die das ausgetüftelte Konzept trägt, ohne es in pathetischer Überhöhung enden zu lassen.

Gelegentlich spielt Bob Belden Saxophon oder Flöte und weckt vage Erinnerungen an fließende GONG-Passagen.

FAZIT: Bob Belden war ein Grenzgänger, tief im Jazz verwurzelt, aber liebevoll auch anderen Musikrichtungen verbunden, was seine ganz eigenen Arrangements und Einspielungen von Songs der BEATLES, STING und PRINCE zeigen. Sein Faible für den Film Noir führte 2001 mit „Black Dahlia“ zu einer der großartigsten Big Band-Einspielungen der letzten Jahrzehnte. Mit ANIMATION und der Maschinensprache, die mit so viel menschlicher Wärme erzeugt wird, wendet er sich der – nicht allzu fernen - Science Fiction zu und verbindet, auch dank einer hervorragenden Besetzung, den elegischen Jazz von MILES DAVIS und NILS PETTER MOLVAER mit Fusionelementen, Weltmusik, Space-Rock und wie frei schwebender, elektronischer Musik. Ein so wunderbares wie trauriges Konzeptwerk als Epitaph.

Für weiterführende Infos zu Bob Belden und seinem musikalischen Werdegang empfehle ich <a href="http://jazztimes.com/articles/161488-bob-belden-musician-producer-arranger-writer-historian-dies-at-58" rel="nofollow">HIER</a> den Nachruf der JazzTimes.

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.09.2015

Tracklist

  1. A Child’s Dream
  2. Machine Language
  3. Eternality
  4. Consistent Imperfection
  5. Soul Of A Machine
  6. Genesis Code
  7. Evolved Virtual Entity
  8. DisappearAnnihilation
  9. The Evolution Of Machine Culture
  10. Dark Matter
  11. TechnoMelancolia
  12. A Machine’s Dream

Besetzung

  • Bass

    Bill Laswell

  • Gesang

    Kurt Elling

  • Keys

    Roberto Verastegui

  • Schlagzeug

    Matt Young

  • Sonstiges

    Bob Belden (sax, flute), Pete Clagett (trumpet)

Sonstiges

  • Label

    RareNoiseRecords

  • Spieldauer

    58:57

  • Erscheinungsdatum

    25.09.2015

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