Seitdem BATTLE BEAST im Jahre 2012 mit ihrem Debüt „Steel“ auf der Bildfläche erschienen, polarisieren die Finnen. Die einen halten ihren keyboardlastigen Sound für heißen Power Metal, der Rest verwahrt sich dagegen, dass diese Musik in die Schublade gesteckt wird, die einstmals Bands wie JAG PANZER, METAL CHURCH oder VICIOUS RUMORS beherbergte. Eines kann man dem Sextett jedenfalls nicht vorwerfen: Mangelndes Engagement. „Unholy Savior“ ist bereits das dritte Album in drei Jahren; zwischendurch beackerte man fleißig die Konzertbühnen in aller Welt.
Es gibt ein paar zarte Pflänzchen der Hoffnung, dass man sich „Unholy Savior“ ohne Zahn-, Bauch- und Kopfschmerzen am Stück anhören könnte, doch die gelegentlich eingestreuten wirklich gutklassigen Momente – die zumeist dann auftauchen, wenn die Gitarristen in den flotteren Stücken von der Leine gelassen werden – werden in aller Regel umgehend von ekelhaften Keyboardsounds zerstört. Klar, in der Kommentarspalte werden vermutlich bald wieder 15-Punkte-Beiträge und Verschwörungstheorien gepostet, dem Kritiker jegliche Kompetenz und Objektivität (sic!) abgesprochen, deswegen an dieser Stelle ganz kurz sachlich: Die geistigen Väter BATTLE BEASTs sind auch weiterhin HAMMERFALL, SABATON, NIGHTWISH, WITHIN TEMPTATION, GAMMA RAY oder STRATOVARIUS. Eine gewisse musikalische Kompetenz lässt sich bei aller Käsigkeit nicht bestreiten, die Vocals tönen in den stärksten Momenten tatsächlich mal nach Power Metal („I Want The World… And Everything In It“) und die Strophen mancher Songs sind ohne jede Einschränkung als „gut“ zu bezeichnen.
Aber sobald die Strophen verlassen und die Refrains geentert werden, ist es mit aller Zurückhaltung vorbei. Dann möchte man direkt in die Dusche springen oder die Zähne putzen, um diesen unglaublich zuckrigen Geruch und Geschmack loszuwerden, man sucht händeringend nach Dingen, die man gerade lieber tun würde als musikalische Abscheulichkeiten wie die dramatisch kitschigen Balladen „Angels Cry“ und „Sea Of Dreams“, für die sich selbst WITHIN TEMPTATION in ihren Anfangstagen in Grund und Boden geschämt hätten, anhören zu müssen. Die Steuererklärung machen. Den Hausputz erledigen. Eine glühende Nadel durch das rechte Auge stechen. Egal, ganz egal, nur nicht diesem akustischen Gewaltverbrechen weiter zuhören müssen.
Doch die zahlreichen Plastik-trifft-Zucker-Bomben, in denen man glaubt, Songfragmente von Teresa-Orlowski-Filmmusik wiederzuerkennen, sind noch nicht der Tiefpunkt. Der Tiefpunkt ist fraglos die Kriegserklärung an jeden Gitarrenfreund namens „Touch In The Night“, von der die Band auch noch dreist behauptet, dass so JUDAS PRIEST klingen würden, wenn sie ALPHAVILLE covern würden – man kann Priest nur darin bestärken, dagegen vor Gericht vorzugehen. ALPHAVILLE übrigens auch. Denn „Tough In The Night“ ist nichts anderes als eine ganz (gaaaanz!) dezent mit Gitarren-ähnlichem Ersatzstoff versetzte 80er-Jahre-Dieter-Bohlen-Gräueltat, nach der man endgültig aus den Ohren blutet.
FAZIT: „‘Unholy Savior‘ riecht nach Tod, Qual, Schmerz, Hass, Verwirrung, Angst und Unsicherheit.“ Sagt das Presseinfo. Ja, Potzblitz, das stimmt ja sogar. Wobei vielleicht die Plattenfirma das geringfügig anders gemeint hat als der Kritiker, der sich jetzt erst einmal die Ohren durchpusten geht. Mit Metal. Echtem Metal. Oder vielleicht findet sich ja hier doch noch eine glühende Nadel…
Punkte: 3/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.01.2015
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09.01.2015