Vielleicht ist es eine unweigerliche Erkenntnis vieler Musiker, die Tag für Tag unterwegs sind, um ihre Musik in aller Welt auf die Bühne zu bringen, dass es etwas Besseres als ein Zuhause in der Heimat gibt oder die Bühne zum Zuhause wird.
Die ruhelose Blues- und Rockröhre BETH HART weiß davon sogar ein ganzes Album zu besingen. „Better Than Home“ nimmt uns mit auf diese Reise - weit weg von der Heimat, selbst wenn wir auf dem häuslichen Sofa sitzen, hinein in die musikalische Welt von BETH HART, die in vielen Momenten wie die Tochter von JANIS JOPLIN klingt. Es reichen uns Hörern schon ein paar Kopfhörer, um mit unserem Musik-Kapitän (Oder heißt das auf Rechtschreibreform-Neudeutsch schon Kapitänin?) Beth abzuheben.
Das Album lebt von der Erkenntnis, dass Abschiednehmen in jeglicher Art nicht immer etwas Lustig-Beschwingtes ist. Darum fällt es wohl auch ungewöhnlich ruhig aus und wird mit jeder Menge Streicher aufgepeppt. Der Titelsong ist eine regelrecht schmachtende, traurige Ballade. Auch „St. Teresa“ und „We‘re Still Living In The City“, die folgenden Songs, stehen dieser Stimmung in nichts nach. Das Piano erobert in vielen Titeln die Instrumentalhoheit und vermittelt mitunter das anheimelnde Wohlgefühl einer BRUCE HORNSBY-Ballade. Dieses „Just The Way It Is“ gilt größtenteils auch für „Better Than Home“. Erst „The Mood That I‘m In“ nimmt dann wieder etwas mehr bluesige Fahrt auf. Doch auch diese bleibt recht verhalten und bricht nie wirklich aus. Hierin liegt auch die Schwäche des gesamten Albums, dessen Abwechslungsreichtum sich in Grenzen hält und größtenteils zwischen Slow-Blues und Slow-Jazz bewegt, mit Betonung auf „Slow“, wovon auch „Tell Her You Belong To Me“ zeugt, welches es hier als <a href=" http://giel.vara.nl/media/337676 " rel="nofollow">Live-im-Radio-Video</a> zu bewundern gibt.
Wer ein wenig im Netz forscht, dem wird sicher nicht entgangen sein, dass BETH HART öfters an Depressionen - konkret wohl bipolare Störungen (früher nannte man sowas manisch-depressiv) - leidet. Nun will ich hier keinesfalls eine negative Nabelschau veranstalten, aber diese Krankheit wirkt sich auch offensichtlich auf ihre oft traurig anmutende Musik und die diesmal sehr persönlichen Texte aus. So soll sie den recht rockigen Opener des Albums „Might As Well Smile“ während einer ihrer depressiven Schübe geschrieben haben. Dieser Song würde sie wieder lächeln und ihre Sichtweise auf die positiven Seiten des Lebens richten lassen. Eigene Musik als Therapie - eine Therapie, an der wir teilhaben dürfen und die auch für uns hilfreich sein kann, zumindest wenn man auf gut gemachte Musik mit einer geilen, voluminösen Frauenstimme steht.
FAZIT: „Better Than Home“ vereint melancholische Songs mit Tiefgang und viel Blues in sich, ohne dabei den Soul und das Gespür für reizvolle Melodien zu vernachlässigen. BETH HART sucht nach den schönen Seiten des Lebens, allerdings mit größtenteils recht traurig klingenden Songs.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.04.2015
Beth Hart
Beth Hart
Mal wieder eine (sogar “watermarked”) Promo und mal wieder keinerlei Angaben zu weiteren Musikern!
Mascot Music
48:17
13.04.2015