Nun da BEYOND OBSESSION mit "Pieces Of Machinery" in die zweite Runde gehen, haben sie keinen Newcomer-Bonus mehr gut, denn drückte man nach ihrem Einstand noch ein Auge zu angesichts ihrer mangelnden Originalität bis plumpen Abkupferei, kann man dies 2015 nicht mehr tun. Was dies betrifft, hat das Trio schlechte Karten, sich einen autarken Status zu erspielen.
Die Scheibe baut auf Nils Upahls markanter, teils "sireniger" Stimme (irgendwie ein männlicher Annie Lennox, der Kerl) auf und bietet dabei eine Reihe unumwundener Synthpop-Stampfer mit (natürlich) nicht gerade dezentem Achtziger-Flair. Die Refrains fallen ausgesprochen stark aus, weshalb man BEYOND OBSESSION getrost weiterhin auf dem gleichen Niveau wie CAMOUFLAGE oder DE/VISION zu ihrer jeweiligen Hochzeit ansiedeln darf.
Das Problem dabei: Über Retro-Flair kommt die Scheibe nicht hinaus. "Pieces Of Machinery" ist nett anzuhören, wenn man einen Hang zur Nostalgie hat, trägt aber rein gar nichts zum aktuellen Geschehen dieses durchaus entwicklungsfähigen Genres bei. Produktionstechnisch brannte vor diesem Hintergrund nichts an, doch das bedeutet eben auch abgeschmackte Stimmverfremdungen ("Black White Hearts"), stumpfes "four on the floor" und eine allzu naive Art, die man einfach nicht ernst nehmen kann, wenn man im zynisch gewordenen Jetzt lebt.
Nimmt man gerade aktuell relevante Protagonisten wie SEABOUND als Vergleich, muss man BEYOND OBSESSION über ihre bewusst auf "Hit" gestrickten Kompositionen hinaus mangelnde Tiefe vorwerfen, Punkt.
FAZIT: "Pieces Of Machinery" ist Electropop-Hausmannskost mit entschiedenem Retro-Charakter, der unangenehm befangen zurücklässt, wenn man als Hörer eher nüchtern gestimmt ist. Ob BEYOND OBSESSION so über eine bloße "von Fans für Fans"-Geschichte hinauskommen?
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.04.2015
Popgefahr / Soulfood
43:23
03.04.2015