Zurück

Reviews

Bitch Queens: Kill Your Friends

Stil: Rock mit Punk- & Glam-Attitüde

Cover: Bitch Queens: Kill Your Friends

THE HELLACOPTERS und BACKYARD BABIES lösen sich auf, TURBONEGRO zeigen ungeahnte Schwächen, das zu Ende gehende erste Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts war kein gutes für straighten, handgemachten und schnörkellosen Rock mit Punk-Attitüde. Ohne die Experimente von DANKO JONES oder die Bühnenshow D-A-Ds scheint der breiten Masse an Musikhörern etwas zu fehlen, wenn auf der Bühne nur ein paar Jungs mit ihren Instrumente eine Stunde Vollgas geben. Was für ein Nährboden für den Underground!

Noch bevor TURBONEGRO mit neuem Frontmann ein klasse Comeback hinlegten und BACKYARD BABIES Mitte dieses Jahres Wiedervereinigung feiern, haben sich etwas weiter südlich BITCH QUEENS ein Herz gefasst, um den Rock kompromisslos zu verteidigen. Angeblich sind die Basler sogar so gefährlich, dass das schweizerischen Fernsehen ihnen lieber keine Plattform bieten will. Dabei macht das Quartett nun wirklich gar nichts Neues - gemeint im besten Sinne.

Gut, das Bühnenoutfit von TURBONEGRO haben sie noch weiter in Richtung Glam aufgemotzt, die Musik bleibt aber genauso roh, energiegeladen und rotzfrech wie ihre Live-Shows. BITCH QUEENS beweisen seit ihrem Debüt "Female Shotgun", dass sie das Genre-ABC nicht nur kennen, sondern von vorne bis hinten beherrschen. Mal mit stampfendem Groove, mal mit High-Energy, aber immer mit von starken Melodien getragener Eingängigkeit spielen sich die Schweizer mit Leichtigkeit in die Herzen der Fans der oben genannten Idole.

'Who Are You' beginnt mit TURBONEGRO-Gitarren und entwickelt sich danach mit Gangshouts und interessantem Refrain zu einer richtig coolen Rocknummer. In 'That Girl' und 'Bullseye Baby' kombinieren BITCH QUEENS Rock'n'Roll-Riffing mit Punk-Energie, in 'Get Out Of My Way' zeigen sie DANKO JONES, wie er aus Classic Rock mal wieder einen mitreißenden Song zimmern könnte. Auch der einleitende Titeltrack, sowie die mit einem starken Refrain ausgestattete Partynummer 'Again, Again & Again' bleiben schnell im Gehörgang und machen mächtig Bock auf einen Konzertbesuch.

Zur Weltspitze fehlt den Schweizern aber doch noch der ein oder andere Schritt. Es fehlen die ganz großen Hits (obwohl einige Songs keinen Zweifel am Potenzial der BITCH QUEENS lassen), außerdem kann die Band nicht über die gesamte Länge das Topniveau halten. Das nicht mal zweiminütige 'Take Out The Trash' wirkt sowohl musikalisch als auch lyrisch etwas uninspiriert, im versauten 'Lick It (Like You Like It)' lassen sie etwas zu plakativ den Macho raushängen und 'Joan Is A Creep' bleibt im Vergleich zum Rest und auch zur starken Debütscheibe einfach blass. Nichtsdestotrotz sind BITCH QUEENS mehr als eine Ersatzdroge, weil sie ihren eigenen Charme versprühen und mit simplen, wie bekannten Mitteln klasse Songs schreiben. Wer sie dazu noch aus dem schweißtreibenden Live-Betrieb kennt, der hegt keine Zweifel, dass sie mehr sein könnten als ein guter Supportact.

FAZIT: Auch wenn ihnen auf ihrem Zweitwerk „Kill Your Friends“ nicht alles gelingt, legen BITCH QUEENS ein hörenswertes Stück Rock-Musik vor. Große Teile der Scheibe können überzeugen und mit Songs wie 'Kill Your Friends', 'Again, Again & Again' oder 'Who Are You?' fügen die Schweizer ihrem Live-Arsenal ein paar mächtige Waffen hinzu. Leider fehlt hinten raus die Inspiration und der Drive, sodass die Stücke im Vergleich zum Rest etwas blass bleiben. Trotzdem sollte man die Vier als Fan der oben genannten Bands unbedingt auf dem Zettel haben und bei der nächsten Gelegenheit bei einem Konzert der Jungs mal so richtig die Sau rauslassen.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2015

Tracklist

  1. Kill Your Friends
  2. Gimme A Kiss
  3. Again, Again & Again
  4. Who Are You?
  5. That Girl
  6. Waste Me
  7. Get Out Of My Way
  8. Take Out The Trash
  9. Lick It (Like You Like It)
  10. Joan Is A Creep
  11. Bullseye Baby
  12. Tick, Tick, Tick

Besetzung

  • Bass

    Marcel Colomb

  • Gesang

    Melchior Quitt

  • Gitarre

    Melchior Quitt; Daniel Schönenberger

  • Schlagzeug

    Harry Darling

Sonstiges

  • Label

    Lux Noise

  • Spieldauer

    33:22

  • Erscheinungsdatum

    02.02.2015

© Musikreviews.de