Seltsam, aber momentan sehe ich, wenn ich überhaupt mal einen Film anschaue, dänische Filme bzw. Serien. Sie haben nämlich oft eine dermaßen intensive Ausstrahlung, wie man sie in deutschen Filmen weit und breit nicht entdecken kann. Dafür versuchen aber deutsche Schauspieler uns laufend als singende Scharlatane ihre öffentliche Aufmerksamkeit gleich noch mit ein paar „Singebewegungen“ auf‘s Ohr zu drücken, egal ob sie nun Liefers, Loos, Tukur oder Prahl heißen. Dass die Kopenhagener Band BITE THE BULLET garantiert nicht mit singenden Schauspielern agieren, das hört man sofort - denn die Jungs sind wirklich gut und haben das, was sie uns musikalisch anbieten, auch echt drauf: eine Kombination aus melodischem Rock, psychedelischen Pop, zartem Prog, viel Fuzz- und Glam-Rock sowie wohligen 70er-Jahre-Flair.
Bereits ihre Vorgängerband HIGHWAY CHILD orientierte sich deutlich an den genannten Musik-Stilen, doch durch den neuen Sänger wird aus dem Straßen-Kind eine wirklich bissige Angelegenheit, die nicht in den sauren Apfel, sondern jeden trägen Arsch beißt. Musik, die uns mitnimmt und dazu einlädt, rhythmisch abzurocken, so als riefen uns die Dänen zu: „‘Come On Eileen‘, after the ‚Spirits In The Night‘ it‘s ‚July Morning‘ and here come the ‚Gypsy‘ with ‚Sebastian‘ and the ‚Family Man‘ to the ‚Angel Station‘ looking for the ‚Crazy Diamond‘ and the ‚Rock‘n‘Roll Suizide‘.“
Schon nach dem ersten Hören von „Wheels“ überlegt man, ob wir es hier mit einer Song-Compilation zu tun haben, auf der neben den DEXY MIDNIGHT RUNNERS, HALL & OATES und STEVE HARLEY & COCKNEY REBEL auch MANFRED MANN samt EARTHBAND, URIAH HEEP, DAVID BOWIE und sogar PINK FLOYD auftauchen.
Viel musikalische Abwechslung, tolle Orgel- und Mellotron-Einsätze, griffige Bässe und Gitarren und ein sehr guter Sänger machen die Stärken auf „Wheels“ aus, selbst wenn sich die dänische Band manchmal getreu ihrem Album-Titel im Kreise dreht und das Rad nicht neu erfindet, weil ihnen, statt wirklich zündenden Ideen, die alten, manchmal doch schon gehörig ausgelatschten Musik-Pfade lieber sind. Die aber beschreiten sie mit Bravour.
Übrigens kommt der schönste Moment des Albums am Schluss - zumindest für all diejenigen, die den verrückten Diamanten von PINK FLOYD so gerne leuchten sehen. Mehr wird nicht verraten - außer dass man garantiert nicht in den sauren Apfel beißt, wenn man sich für BITE THE BULLET entscheidet.
Doch Vorsicht! Es gibt auch eine nicht sonderlich beeindruckende Punk-Band aus Deutschland, die den gleichen Namen für ihre Band ausgewählt haben wie die Dänen.
Ein blöder Fauxpas.
FAZIT:
„Unser Album ist eine Momentaufnahme, an welchem Punkt wir als Band aktuell stehen, was wir lieben und fürchten, an was wir glauben und wovon wir träumen. Wir erfinden das Rad mit unserem Wirken als Band nicht neu, aber wir bringen die Mädchen zum Tanzen, die Typen zum Rocken und überraschen unser Publikum immer mit unserer Ausstrahlung und Spontanität auf der Bühne. Bei BITE THE BULLET zu spielen, wird nie langweilig.“ - sprach PAW ERIKSEN und hat damit natürlich uneingeschränkt recht!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.02.2015
Christian Norup
Thomas Storgaard Christiansen, Paw Eriksen, Christian Norup
Paw Eriksen, Christian Norup
Paw Eriksen, Christian Norup
Andreas Henriksen, Paw Eriksen
Target Records / Believe Digital
37:02
23.02.2015