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Black Star Riders: The Killer Instinct

Stil: Hardrock

Cover: Black Star Riders: The Killer Instinct

Zugegeben: Es dauerte drei, vier Durchgänge, um mit „The Killer Instinct“, dem zweiten Album der THIN-LIZZY-Erben BLACK STAR RIDERS, durchgehend warm zu werden. Insbesondere die zweite Hälfte des Albums wirkte bei erstem, eher beiläufigen Hören ein wenig sperrig, wenig packend – dabei zeigen gerade die Songs gegen Ende des Albums, dass sich Scott Gorham und seine boys in town sämtlicher grüblerischer Selbstzweifel entledigt haben: Die BLACK STAR RIDERS müssen nicht nach THIN LIZZY klingen (tun sie natürlich weitgehend), sondern nur nach den BLACK STAR RIDERS.

Dabei ist der Einstieg in den Nachfolger von „All Hell Breaks Loose“ denkbar einfach: Mit dem eröffnenden Titeltrack, einer Lizzy-Hymne vorm Herrn, dem pragmatisch betitelten, bärbeißigen „Bullet Blues“, dem leichtfüßigen und positiv-melancholischen „Finest Hour“ sowie mit „Soldiertown“, einem weiteren THIN-LIZZY-Signature-Track mit exzellenter Gitarrenarbeit, legt man die Messlatte gleich zu Beginn unverschämt hoch.

„Charlie I Gotta Go“ gibt dann einen Hinweise darauf, wohin die Reise gehen soll: Die Charles-Manson-inspirierte Geschichte wirkt zunächst etwas spröde, entpuppt sich aber als klangreduzierter Hit mit Hang zur Langzeitwirkung. Einen epischen Song mit balladeskem Hauptmotiv wie „Blindsided“ suchte man auf dem Debüt vergeblich, passt aber fantastisch zu einer Band, die sich zahlreicher Fesseln der Vergangenheit entledigt hat. „Through The Motions“ führt die Band dann aber dennoch wieder zurück auf den Pfad der musikalischen Tugend, das rotzig-bluesige-Zeppelineske „Sex, Guns And Gasoline“ und das Twin-Guitar-Epos „Turn In Your Arms“ bereiten den Weg für das abschließende „You Little Liar“, das trotz seiner ungewöhnlichen Länge von über sieben Minuten ein kompakt klingender Hit ist.

FAZIT: Die BLACK STAR RIDERS sind sich glücklicherweise ihrer Vergangenheit immer noch bewusst, doch sie tragen sie nicht wie eine Monstranz vor sich her. Der Classic Rock der Marke THIN LIZZY gibt wie gehabt den Ton an, doch erlauben sich die gestandenen Musiker eine etwas ausschweifendere Herangehensweise an ihre Musik. Die BLACK STAR RIDERS sind eben nicht THIN LIZZY – wer das im Jahr 2015 immer noch nicht realisiert hat, der ist hier an der falschen Stelle. Und dass mit Ricky Warwick ausgerechnet der Sänger zum stimmlich variablen Frontmann, zum exzellenten Geschichtenerzähler und sympathischen Aushängeschild mutiert, der in den 90er-Jahren als pseudo-rebellischer Frontmann von THE ALMIGHTY und Ehemann von MTV-Nervensäge Vanessa Warwick unangefochtener Spitzenreiter der persönlichen Antipathieliste war, ist nur das Tüpfelchen auf dem „i“.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.02.2015

Tracklist

  1. The Killer Instinct
  2. Bullet Blues
  3. Finest Hour
  4. Soldierstown
  5. Charlie I Gotta Go
  6. Blindsided
  7. Through The Motions
  8. Sex Guns & Gasoline
  9. Turn In Your Arms
  10. You Little Liar

Besetzung

  • Bass

    Robbie Crane

  • Gesang

    Ricky Warwick

  • Gitarre

    Scott Gorham, Damon Johnson

  • Schlagzeug

    Jimmy DeGrasso

Sonstiges

  • Label

    Nuclear Blast

  • Spieldauer

    46:11

  • Erscheinungsdatum

    20.02.2015

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