Manche Songwriter bezeichnen sich als Geschichtenerzähler, CELTACHOR dagegen sind eine Band von Geschichtslehrern. Völlig unlyrisch rattern sie die Geschichten und Mythen ihrer Ahnen herunter und würden ganz ohne Waffen Heerscharen an Schülern zu Tode langweilen – wenn sie das Ganze nicht mit Musik kombinieren würden.
Der mächtige Aufgalopp mit schweren Trommeln mündet in das erste von zahlreichen Feinschmecker-Riffs auf „Nuada Of The Silver Arm“. CELTACHOR spielen gerne mit Tempowechseln, massiven Doom-Passagen und mächtig donnernden Midtempo-Teilen. Damit entsteht eine recht harte und treibende Mischung, die von BATHORY und BOLT THROWER inspiriert ist und haufenweise Ohrwürmer zu bieten hat. Ein besonderes Händchen hat der Fünfer wenn es darum geht, Songteile angemessen und ohne Eile zu zelebrieren und trotzdem nicht den Faden zu verlieren. In diesem Punkt sind CELTACHOR selbst den Nationalheiligen PRIMORDIAL überlegen.
Zwar besteht die 2007 gegründete Truppe im Promosheet zu ihrem Labeldebüt auf dem Wort „Folk“, aber wahrscheinlich muss das bei diesem Stoff einfach auf den Beipackzettel. Akustikgitarren, „Hom-hom“-singende Männerchöre, dezente Keyboards und eine vereinzelt fiepende Tin Whistle machen noch kein Mittelalter-Festival. Vielmehr finden sich Elemente aus der irischen Volksmusik subtiler in Riffs und Rhythmen wieder. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang auch die Percussioneinlagen von Frontmann Stephen Roche und das generell angenehm unkonservative Schlagzeugspiel von Anais Chareyre. Dazwischen wird wie in „The Mighty Sreng“ aber auch saugut und lässig gerockt oder Melodic Black Metal der edelsten Sorte kredenzt („Second Battle Of Magh Tuireadh“). Das Sahnehäubchen ist der klare, raue Sound, der perfekt die Stimmung einer weiten Hügellandschaft einfängt.
FAZIT: CALTACHOR sind eine absolute Empfehlung im Bereich harten, melodischen Metals mit Folktouch. Ohne Methorn und Piratenschminke, mit ernsthafter Hingabe und musikalischem Talent. Dokutainment im Audioformat.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.08.2015
Oliver Deegan
Stephen Roche
David Quinn, Fionn Stafford
Anais Chareyre
Stephen Roche (Bodhran, Irish Whistle), Fionn Stafford (Irish Whistle)
Trollzorn
39:37
24.04.2015