Mal wieder ein Haufen Klangmodulationen aus dem schrägen Hause Hubro, diesmal vom klassisch wie kirchenmusikalisch und jazzig geschulten Organisten Wallumrød, der auf "Pianokammer" sechsmal Rätselraten veranstaltet: Wie kriegt der diese Klänge hin? Dabei erweist sich die Scheibe als Januskopf in Klang, gibt sie dem Hörer doch Zuckerbrot und Peitsche im Zweiertakt. Abwechslung ist also im wahrsten Sinn des Wortes Trumpf.
Alles beginnt mit dem Drone "Fahrkunst", ein An- und Abschwellen ein und desselben Tons, mit dem man einen Horrorfilm aufs Wunderbarste untermalen könnte, am besten so ein "Found Footage"-Ding über Jugendliche, die sich im Wald verirren, und so weiter, mit verwackeltem Bild. "Second Fahrkunst" klingt fast genauso, bloß das Christian einzelne Pianotöne darüberlegt - wahllos scheinbar, sodass sich das ganze wie ein piepender PC aus den Achtzigern anhört. Irrer Scheiß, in der Tat.
Dem gegenüber steht eher verträglicher Solostoff: "Hoksang" ist ein anheimelndes Klavierstück mit hypnotisierender Bassbegleitung und einigen geradezu betörend "schiefen" Zwischentönen, die man so nicht erwartet hätte. "Boyd 1970" schlägt in die gleiche Kerbe, wirkt aber lebendiger, und spätestens jetzt, so man den Künstler nicht kennt, muss man dem Label Recht geben, wenn es behauptet, er habe einen sofort erkennbaren Stil. Tatsächlich meint man nach der Einfuhr der ersten zwei Drittel dieses Werks, so könne nur Wallumrød klingen.
"School of Ecofisk" verbindet die beiden Extreme Ambient und Tasten- beziehungsweise Saitenmanipulation, die "Pianokammer" bestimmen, im Rahmen von knapp fünf Minuten zur Essenz des Albums. "Lassome" ist hinterher mit neun Minuten im wippenden Song-Format kein versöhnlicher Abschluss, weil das Stück mit düsterem ... genau - Dröhnen aufhört. Schizophrene Musik, das.
FAZIT: Christian Wallumrød legt mit "Pianokammer" eines seiner extremsten Alben vor, eine Mischung aus Soloklavier und Solo- … naja, Spiel mit dem Sound, den sein Instrument hergeben kann, wenn man es nur auf findige Weise quält. Wer also die Pianisten insbesondere im Stall von Denovali schätzt, darf und soll auch hier reinhören.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2015
Christian Wallumrød
Hubro
37:19
06.02.2015