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Death By Chocolate: Among Sirens

Stil: Nicht zuckersüß, nicht tödlich, aber purer Schweizer Indie-Rock‘n‘Roll

Cover: Death By Chocolate: Among Sirens

Wer wollte sich nicht schon immer der Versuchung hingeben, sich an Schokolade totzufressen? Eigentlich mehr eine Versuchung für den Gaumen! Nun gibt‘s aus der Schweiz neuerdings nicht nur eine Kult-Schokolade, die zur tödlichen Versuchung werden kann, sondern auch eine Band, die mit knackigem Rock‘n‘Roll unsere Ohren verführen soll. Auf „Among Sirens“ mischen DEATH BY CHOCOLATE ein mal bitteres, mal süßes Konzept aus hart rockenden Gitarren und orgelnden Keyboards, wobei sogar die Hammond eine ganz wichtige Rolle spielt, und kräftigem, aber nicht wirklich bemerkenswertem Gesang, der gut, jedoch nicht charismatisch ist. Die 70er Jahre sind für dieses Sirenen-Album eindeutiges Vorbild und nach „Try Hard Enough“ kann dieses auch ganz bewusst bei LED ZEPPELIN festgemacht werden. Zuvor allerdings haben es auf „The Sun“ erst einmal brachiale Gitarren so richtig krachen lassen und selbst die Sirenen-Gesänge von „Siren Calls“ klangen nicht nach zart schmeichelnder Verführung, sondern viel mehr nach dem bereits erfolgten Frontalaufprall der Schifferboote auf irgendwelche Felswände. „What Are You Looking For“ öffnet uns dann noch ein kleines Pop-Türchen, das aber im weiteren Verlauf des Albums schnell wieder geschlossen wird. Fast schade, denn diese erholsamen Momente auf „Among Sirens“ versprühen durchaus Charme.

In der Schweiz jedenfalls kommt diese Musik genauso gut wie nicht nur die Schokolade, sondern auch die Kräuterbonbons an. Darum erreichte genau dieses Album, welches es bei unseren Nachbarn schon seit 2014 gibt, sogar im September 2014 für eine Woche in der Schweizer Hitparade den 10. Platz (und fiel dann ruckzuck völlig zurecht auf Rang 44 zurück). In Deutschland, da halte ich hier mal ‘ne Wette, wird dieser Top-Ten-Fall nicht eintreten, so gerne wir unsere Schweizer Nachbarn und ganz besonders deren Geldinstitute auch haben mögen.

Obwohl?! Immerhin hat es das Schweizer Rock-Quintett bereits bis zum Support von BON JOVI, der durchaus auch bei DEATH BY CHOCOLATE seine Wirkung hinerlassen hat, gebracht. Nur klingt deren Rock deutlich rotziger und rauer. Nur was hilft das, wenn der Gesang irgendwie nicht hängen bleiben will und eher ein paar entfernte Erinnerungen an KAI WINGENFELDER von FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE weckt, auch wenn er nie dessen Ausstrahlung erreicht? So bleibt am Ende nur gelungener, ziemlich hart rockender 70er-Jahre-Retro-Rock im Indie-Gewand übrig, der wenige Balladen, etwas Metallisches und ein paar psychedelische Momente für den Hörer bereithält, sich darin aber auch erschöpft.

FAZIT: Die Schweizer Band DEATH BY CHOCOLATE klingen keinesfalls zuckersüß, sondern knochentrocken rockig. Allerdings fahren sich die fünf Musiker mit ihrem Indie-Retro-Rock‘n‘Roll in alten, wohl bekannten Strukturen des 70er Jahre Gitarren-Rocks fest und hinterlassen nichts Bleibendes, sondern nur etwas schon zigmal Aufgewärmtes.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.03.2015

Tracklist

  1. The Sun
  2. Siren Calls
  3. Try Hard Enough
  4. What Are You Looking For?
  5. Family
  6. Alfred
  7. Morning Would
  8. Staying Through The Streets
  9. Way And Wane
  10. A Thousand Miles
  11. In The Fields
  12. If You Ask Me

Besetzung

  • Bass

    Daniel Schläppi

  • Gesang

    Mathias Schenk

  • Gitarre

    Thomas Schläppi, Mathias Schenk

  • Keys

    Daniel Wyttenbach

  • Schlagzeug

    Kevin Chesham

Sonstiges

  • Label

    Deepdive Records / H'Art

  • Spieldauer

    43:53

  • Erscheinungsdatum

    20.03.2015

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