Umgerechnet können die Griechen EMBRACE OF THORNS jedes Jahr mit einer Veröffentlichung aufwarten. Nach der letztjährigen Split-Scheibe mit MAVETH steht dieses Jahr das vierte „Solo“-Album zum Verkauf. Und wie üblich rühmt man sich im heimischen Band-Bunker der Tatsache, seinem Stil, der heiligen Underground-Dreifaltigkeit aus Einfachheit, Konzentration auf's Wesentliche und Geradlinigkeit bei Minimalbeleuchtung, bis ins Letzte treu geblieben zu sein.
Neugierig macht das nicht unbedingt, aber schon nach dem wie immer bei EMBRACE OF THORNS exzellent arrangierten, atmosphärischen Intro fällt deutlich auf, dass der Sound von Scheibe zu Scheibe immer klarer und druckvoller wird. Das mag lärmverwöhnten Kellerkindern gar nicht passen, meiner Meinung nach trägt dieser Punkt entscheidend zur positiven Wahrnehmung des Albums bei. Wenn die Herren Archfiend DevilPig, Herald of Demonic Pestilence und Nuctemeron Bestial Ravisher of the Divine Harmony (es muss eine Freude sein, Visitenkarten für die Band herzustellen) mit Schrotgitarre und beckenschwerem Blast loslegen, gibt es kein Halten mehr. Noch nie zuvor waren EMBRACE OF THORNS im Uptempobereich so mörderisch, hypnotisch und mitreißend. „Sons of Fire & Brimstone Levitate!“ verzückt mit frühem MORBID ANGEL-Flair, das folgende „My Hermetic Quest for Thy Blackest Temple“ ist trotz anders lautender Beteuerungen der Band höchst abwechslungsreich und kurzweilig geraten und verbindet den Sound der Spätachtziger-DARKTHRONE mit modernen, dissonant sägenden Black/Death-Gitarren.
Diese umwerfende Hochgeschwindigkeitskeule regiert auf Seite eins der LP und macht diese zu einem Fest für Liebhaber der alten Florida-Schule, denn schleppende Einlagen sorgen für die gewohnt willkommene Entspannung der Nackenmuskulatur. Die Glockenschläge am Ende des Titeltracks läuten dann die zweite Halbzeit ein, die leider bisweilen mit viel „Uffta-Uffta“ in die andere, schwarzmetallische Ecke galoppiert. Hier zeigen sich EMBRACE OF THORNS immer wieder von ihrer hypnotisch-einschläfernden Seite: Das Riffing ist 3. Liga, die langsamen Teile ziehen die Songs brutal in die Länge, die Leads sind wenig erinnerungswürdig. Auch die Death Metal-Parts leiden wie in „I Die Therefore I Exist“ darunter: Der Song rauscht ziellos dahin, und die Gitarren im Mittelteil verknoten sich zu einer wenig inspirierenden Disharmonie. Das gab es alles schon mal besser von den Legenden des Genres, und im Grunde zitiert sich die Band auch selbst.
Die atmosphärische Klangcollage „Der grausame Aspekt der menschlichen Wirklichkeit“ mit ihren absonderlichen, xylophonartigen Schlägen und dem mysteriösen Singsang, sowie das ebensolche Ende von „Aiwaz Arisen“ fesseln dann aber ein weiteres Mal und bringen „Darkness Impenetrable“ zu einem würdigen Abschluss.
FAZIT: Solange „Darkness Impenetrable“ sich in flotter Gangart und näher am Death Metal bewegt, ist es ein begeisterndes Album, das eigentlich in Sachen Sound und Energie in die Oberliga des Genres gehört. Der Black Metal-lastige Teil des Albums mag da nicht so recht dazu passen und nimmt den Hörer bei Weitem nicht so gefangen wie zu Anfang. Dennoch insgesamt eine reife Leistung.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.06.2015
Apostle of Thy Blackest Light
Archfiend DevilPig
Archfiend DevilPig, Fallen Angel of Fornication, Herald of Demonic Pestilence
Nuctemeron Bestial Ravisher of the Divine Harmony
Nuclear War Now! Productions
40:15
13.04.2015